Die große Pädagogin Beate Hahn beginnt Ihr umfassendes Standardwerk "Gärten für die Jugend mit der Jugend", Stuttgart und Zürich 1960, wie folgt:

"An der Schwelle seines 70. Lebensjahres schrieb Voltaire: Man sollte sein Leben beenden, indem man seinen Garten bestellt; alles andere, ausgenommen Freundschaften, hat nur geringen Wert. Ist es nicht zu spät, um erst mit 70 Jahren das Gartenabenteuer zu beginnen? Fast ist unser ganzes Leben zu kurz, um alle Freuden auszukosten, die im Garten auf uns warten. Darum ist es so wichtig, dass der Garten zum Erlebnis für alle Kinder auf allen Altersstufen wird. Jugend, die entwurzelt und landfremd ist, wie leider heute in vielen dieser Generation, kann nicht fest genug innerhalb einer Gemeinschaft ihren Pflichten und Aufgaben verankert werden. Durch eine frühzeitige und die Schulzeit andauernde Erziehung im Garten, mit dem Garten und auch durch den Garten kann der Keim gelegt werden für einen gesunden Lebensaufbau im Wohngarten und darüber hinaus für ein späteres vitales Interesse an der Stadt von morgen, an Staats- und internationalen Fragen."

 

Unter der Initiale X. gibt "Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau“, Jahrgang 1899, Nr. 52 S. 495 [Herausgeber Johannes Boettner], in den "Kleineren Mitteilungen" folgende Unterstützung bei der pädagogischen Nutzung des Gartens:

Kindergärtchen

"Sie wünschen eine Anregung zur freundlichen Ausgestaltung ihres kleinen Gartens, der von Kindern gepflegt werden soll. Aus den Vorräten der Redaktionsmappe gebe ich Ihnen zwei kleine Bilder, welche Sie vielleicht nutzbar machen können. Das obere Bild [1] zeigt die bisherige Anlage mit unschön gekünstelten Formen. Unten [2] ist derselbe Garten neuangelegt mit einfachen Blumenbeeten - für Rasen ist kein Platz. Übergeben Sie im kommenden Frühjahre jedem der Kinder eins der Beete zur Pflege. Die Beete können mit Sommerblumen bepflanzt werden, die Sie aus Samen billig heranziehen. Wirkungsvoller sind Fuchsien, Pelargonien Heliotrop, Gobelin u.s.w."

 

 

 

 

[1]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[2]

 

 

 

 

 

 

Eine Broschüre des AID

Schulgärten sind eigentlich schon immer ein Randthema in der Erziehungsarbeit. Erfolgreiche Projekte sind regelmäßig auf das Engagement Einzelner zurückzuführen. Dabei bietet der Einsatz im Schulgarten vielfältige Möglichkeiten, den Heranwachsenden frühzeitig das Zusammenwirken in der Natur zu verdeutlichen. Gleichzeitig kann der Bewegungstrieb in sinnvolle Tätigkeiten kanalisiert werden. Die Bedeutung der Jahreszeiten, der Witterung und der Standortfaktoren werden mit ihren positiven wie auch negativen Auswirkungen unmittelbar erlebbar. Besonders in der heutigen schnelllebigen Zeit sind es Kinder nicht mehr gewohnt, auf die Erfüllung ihrer Wünsche warten zu müssen. Alles erscheint machbar, sofort erreichbar, nur einen Fingerdruck entfernt. Wie wohltuend dämpfend könnte demgegenüber der ewige Rhythmus von Aussaat, Pflege und Ernte wirken.

Wunder sind freilich nicht zu erwarten, die Geduld von Kindern ist begrenzt. Das sollte Pädagogen jedoch nicht davon abhalten die Idee des Schulgartens zu verwirklichen. Wir würden uns freuen, wenn unser Angebot an antiquarischen Büchern zum Schulgarten Anregungen geben könnte.

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