Welches Gartenbuch ist das richtige für mich?
Es ist besonders als Anfänger nicht einfach, aus der Vielzahl der Bücher dasjenige herauszufinden, das für mich persönlich das richtige ist. Mit einer -recht einfach zu treffenden- Entscheidung können Sie schon einmal eine Vorauswahl treffen: Wie wichtig ist es Ihnen, dass viele Abbildungen den Text begleiten? Wenn Sie ein Augenmensch sind, sollten Sie dies auch bei Ihrer Auswahl berücksichtigen. Ein weiteres Indiz ist der fachliche Hintergrund des Verfassers. Botaniker neigen zu einer anderen Herangehensweise an ein Thema als Gärtner. Auf unserer Seite Gartenbuchautoren versuchen wir ein wenig Hilfestellung zu geben.
Um Ihnen ergänzend einen Eindruck vom weiten Spektrum der literarischen Ausdrucksweisen und Fähigkeiten zu geben, haben wir im Folgenden einige Auszüge aus Büchern gegenüber gestellt. Um eine gewisse Vergleichbarkeit herzustellen, haben wir Texte ausgesucht, die sich mit der Tulpe beschäftigen.
Seit Jahrhunderten beliebter und begehrter Farbakzent der Gärten, wird die Tulpe in der Gartenliteratur viel beachtet. Springen Sie mit diesen Zeilen durch die Zeit.
Leben die frühen Gartenbücher eher von der Erfahrung und der genauen Beobachtung der Natur, nimmt das theoretische Wissen um die Pflanzen im Laufe der Zeit ständig zu. Gerade die Wanderung durch die Aufzeichnungen im Laufe der Zeit macht es jedoch deutlich, dass der Erfolg des Gärtners wesentlich von der Beobachtung und Erfahrung abhängt, aber auch der Zeitgeist und die Mode.
Es handelt sich um eine willkürliche persönliche Auswahl. Besonders in den neueren Büchern wird die Tulpe aber oft nur unter dem Oberbegriff Zwiebel- und Knollengewächse abgehandelt. Falls ich dort keinen passenden Absatz finden konnte, habe ich diese Bücher nicht berücksichtigt, um den Rahmen dieser Seite nicht zu sprengen.
Anmerkung: Ein"*" hinter der Überschrift zeigt an, dass hier der vollständige Text zur Tulpe enthalten ist.
1690 — Elſholtz, Johann Sigiſmund : Neu angelegter Garten-Baw, Frankfurt und Leipzig.
17. Tulipen.
[Es folgt eine doppelseitige Aufzählung von Tulpennamen].
(Es folgt eine Sortenliste und zweieinhalb Seiten Pflanz- und Pflegeanleitung)
1705 — Neue Unterweiſung zu dem Blumen-Bau, Leipzig.
Herr Menage ſagt, daß die Tulipanen oder Tulipen urſprünglich aus der Türckey ſeyen; und werden dieſelbige Tulipanen genennet/ weil ſie einiger Maſſe mit der Figur eines Turbans oder Türckiſchen Bunds übereinkommen/ welchen letztern die
1710 — Heſſe, Heinrich: Teutſcher Gärtner, Leipzig.
1714 — Pictorius, Johannes Baptiſta: Der im Blumen- Kuchen- Artzney- und Baum-Garten gründlich informirte Gärtner, Nürnberg.
Tulipanen. Iſt fast unzehlicher Art und Farben/ als wie die Negelein/ deren man über hunderterley zehlen könnte; Weil es aber zu weitläufig würde/ ihre beſondere Namen alle hier zu ſpecificiren und zu benennen/ als habe ſolches übergehen/ und die Liebhabere auf gröſſere
[...]
1716 — Liger, Louis: Der Hiſtorische Blumen-Gärtner, Leipzig.
Von der Schönheit derer Tulipen.
Auſlegung des Nahmens.
Tulpe kommt von dem Türkischen Wort tulipan, ſolches bedeutet bey diſsem Volk einen der Tulipe gleichen Bund/ welchen die Türckiſchen Sklaven auf dem Kopfe tragen.
Hiſtorie.
Die erſten Tulipanen haben wir aus Dallmatien bekommen/ daſelbst war einſmahls ein ſchönes Mägdgen dieſe Nahmens/ Ihre Mutter ware eine Nymphe des Timauſchen Brunnen/ der Vater aber Proteus, welcher alle Augenblicke in andere Geſtalt verwandelt wurde/ gleichwie aber offtmahl die Kinder der Natur der Eltern nachahmen/ alſo hatte Tulipe an allerley Veränderung Belieben. Es kam von ohngefehr der Gott Vertumnus, nachdem er die Welt durchlauffen/ in Illyrien/ und traff dieſe Nymphe auf dem Brunnen ihrer Mutter ſitzend an: Hier nun wurde er von ihrer Schönheit entzündet/ indem er aber ſich fertig machte ihr ſeine Liebe zu entdecken/ entflohe ſie alſobald. Der von Liebe brennende Vertumnus machte alle erſinnliche Anſtalt ſeine Leidenſchafft zu befriedigen/ und weil er wuſte/daß ſie große Lust an bunten Blumen hatte/ſo verwandellte er ſich in unzählige Arten derſelben/ alleine alles vergebens. Er wurde also ganz beſtürtzt/ daß ſein Seufftzen und angewandte Mühe nichts fruchten wollte/ also flehete er ſie mit den innigsten Bitten/ wiewohl ohne Erfolg an: Endlich ergriff er ſie/ der ungeduldige Gott/ mit Gewalt; Tulipe schrye in dieser Angſt: Gnädiger Gott meines Vaterlandes/ gieb nicht zu/ daß meine ſo heilig gehaltene Keuſchheit entehret werde; ſie hatte aber dieſe Worte kaum auſgesprochen/ ſo verwandelte ſie die angeruffene Gottheit alſobald in die Blume/ welche noch heut zu Tage ihren Nahmen führet.
Anwendung. Dieſes Exempel ſollten ſich billig alle Personen dieſes ſchönen Geſchlechtes/ bey Vertheidigung ihrer Keuschheit vorſtellen/ und sich weder durch die Hoheit des Standes/ noch alles was nur schön in der Welt zu nennen/ an den Manns-Bildern/ die alles hervorsuchen Sie zu berücken/ blenden lassen.
1731 — Le Blond, Alexandre: Die Gärtnerey, Augsburg.*
Die bundfärbigen werden in Frankreich und andern Orten wieder eingetheilet in in verſchiedene Sorten , abſonderlich aber in die neu auſfallende, gedoppelte, geſtreiffte, und dergleichen, wie ihnen dann ein jeder Namen nach ſeiner Phantaſie gibt, als die Kayſerin, die Triumphierende, die Juno, u. s. w.
Uberhaupt werden die Tulipanen hoch geacht, wenn ſie eine nette Farbe auf Atlas=Art haben, ohne einige unordentliche Verwirrung. Man verlangt von Ihnen einen blauen Grund, und ſchwartze oder Violet=farbene Streiffe. Diejenigen, welche die Frantzoſen Bizarres nennen, und die, welche am wenigſten Gelb= und Rothes haben, werden am meiſten geſucht. Biſweilen ſchlagen ſie aus der Art, abſonderlich wenn ſie geſäet werden; hingegen werden andere noch ſchöner, und dieſe nennet man Tulipen von ungefehr, pflantzet auch dieſelben beſonders, und zu Ende zweyer Jahre geben ſie die allerſchönſten Tulipanen. Die bundfärbigen, ſo in etwas vermenget, verbeſſern ſich zum öftern im anderen Jahre.
Die Tulipanen ſind gemeiniglich 12. bis 14. Tage im Flor, es ſey dann, daß man ſie zu verschiedenen Zeiten gepflanzet, damit man ihren Flor noch länger genieſſen kan. Sie ſtehen gerne in einer ſandigten und leichten Erde. Sie ſind ſo ſtarck, daß ſie die Kälte gar nicht fürchten. Damit man aber doch die ſchönen erhalte, ſo gibt man ihnen nichts deſto weniger, wenn es zimlich kalt ist, eine leichte Bedeckung. Man ſetzet ſie mitten im September/ bis zu Ende des Octobers nach der Schnur 5. Zoll weit voneinander am Rand der Rabbaten. Man setzet ſie ungefehr 3. oder 4. Queer=Finger tief in die mit einem am Ende runden Pflantz=Holz in der Erden gemachten gemachte Löcher; denn ſo befinden ſie sich eben auf der Erden aufliegend/ und können ſich beſſer mit derſelben verknüpffen, als wenn eine Höhle darzwischen, da dann die Zwiebel verfaulen, oder zum wenigſten die Würckung der Blume aufgehalten werden könnte. Es gibt auch einige, welche die Zwiebel mit den Händen einſencken, welches aber ein ſehr übler Gebrauch iſt, indem man dieſelben bey Antreffung eines Steines gar leicht beſchädigen, oder das Hertz zerstoſſen kan. Zu trockener Zeit benetzet man die Zwiebeln, wenn die Knoſpen aus den Hülſen hervor brechen; dieſes verurſachet, daß ſchöne Blumen hervor kommen.
Die Tulipanen werden aus Saamen und junger Bruth vermehret. Den Saamen nimmt man von den ſchönst=gefärbten. Von denen bundfärbigen mit eingefaßtem Rande, oder andern ſchönen Tulipanen muß man keinen Saamen nehmen, ſondern den Stengel, wenn ſie ausgeblühet, abſchneiden. Denn alſdenn wird ſich die Zwiebel beſſer befinden, und die Wartung, welche zu dem Stengel und Saamen nöthig geweſen wäre dienet zu deſſen Erhaltung und Vergröſſerung.
Nehmet dieſe Zwiebel auf das längſte all 3. Jahr aus, einige Blumen=Verſtändige aber thun ſolches alle Jahr, oder zum wenigſten alle 2. Jahr; Allein die Zeit von 3. Jahren ist die gebräuchlichſte vor alle Blumen. Die Urſach dieſer Auſhebung iſt, weil ſich die Zwiebeln, abſonderlich die Tulipanen, von Natur ſencken, und ſich zuweilen verliehren. Läſſet man die Zwiebel mehr Jahre in der Erden, ſo wird man viel, und zugleich auch ihre Schönheit verliehren, wenn ſie aber von Zeit zu Zeit verpflantzet werden, ſo empfinden ſie dieſe Bewegung, und eine neue offt umgearbeitete und zubereitete Erde.
Die tauglichſte Zeit zu dieſer Arbeit iſt vom Anfang des Junii bis zu Ende des Julii, wenn es ſtill und trocken Wetter iſt, und man ſiehet, daß ſich die Stengel und Hülſen anfangen einziehen. Wenn man ſie geſchickt heraus nehmen will, muß man ſich kleiner Schauffeln oder Grab Eiſen bedienen, und wohl Acht haben, daß man nichts verletze.
Wann ſie nun also auſgenommen, breitet man ſie auf einer Tafel 8. oder 10. Tage aus, damit ſie die Feuchtigkeit der Erden verliehren. Alſdenn thut man ſie in Säckchen oder Lädlein, oder aber, welches noch beſſer, in kleine Körbe, um ihnen mehr Lufft zu geben.
Dieſe Zwiebeln zu pflantzen muß man eine bequeme Zeit erwarten, dieſelben wohl durchſuchen, putzen, und das, was verfault, oder von dem Ungeziefer angegriffen worden, bis auf das friſche abſchneiden, damit die Zwiebeln, wenn ſie so in dieſen Körblein beyſammen liegen, einander nicht anſtecken. Man nimmt alſdann die junge Brut mit der Hand von der alten, welches man eine Zwiebel von der Mutter abſaugen nennet.
Die 3. Jahr über, da die Zwiebeln in der Erden bleiben, haben die Zwiebel=Bruthen Zeit, ſich zu geſtalten, und ſtark zu werden, ſo, daß einige in einem Jahre Blumen tragen. Diejenige, ſo noch nicht ſtarck genug, pflantzet auf eine flache Rabatte in einem Pflantz=Garten, wartet ſie wohl, und hebt von Zeit zu Zeit viel aus, ſo Blumen tragen.
1754 — Krauſe, Ludwig Philipp: Der kluge und ſorgfältige Gärtner, Langenſalza.
1769 — Brocke, Heinrich Chriſtian von: Beobachtungen von einigen Blumen, deren Bau und Zubereitung der Erde, Leipzig.
Die Tulipan.
1773 — Müller, Johann Georg: Deliciae Hortenses oder vollständige Gartenlust, Stuttgart.
Etliche Anmerkungen von den Plantis bulbosis oder den Zwiebelgewächsen in specie.
Im Setzen soll man sich hüten, das Zwiebelwerk mit den Fingern grob zu drücken.
2. Wann etwa eine Zwiebel im Ausnehmen verletztet worden, muß man sobald gebrennten Laimen, klein zerstossen, nehmen, solchen in die Wunden streuen, so wirds wieder
3. Nach Johannis im wachsenden Licht sollen die Zwiebeln, so frühe Blumen getragen, die späte aber nach Jacobi alle Jahre, oder allezeit längstens im dritten Jahr ausgenommen, an einen trocknen, schattichten Ort ausgeschüttet, von allem Wust und Erden gesäubert, vor den Mäusen wohl versichert, und also ausgetrocknet werden.
4. Im September, oder wohl auch erst um Martini sollen solche wieder im Zunehmen des Monds, bey trockenem Wetter, in ein gutes, mit etwas Sand vermengtes Erdreich, drey Zwerchfinger tief eingelegt, und mit leichtem Erdreich oben darauf bedecket werden.
5. Vor dem Setzen sollen die Fasen an den Narcissen gestutzt, aber nicht gar abgerissen, ingleichem die alte Haut der Tulipanen abgelöset werden.
6. Kein Zwiebelgewächs kan den frischen Tung leiden, in dem sie leicht faulen. Aber ein gutes fettes Erdreich und gänzlich verfaulter, in Erde verwandelter Mist, ist ihnen sehr vorträglich.
7. Wilt Du Saamen von Tulipen nehmen un dsäen, so solls von den weissen und rothgesprengten seyn, sonderlich so sie blaue Böden haben; Die gelbe und rothe variiren nicht, es taugen auch die spate Blumen besser Saamen zu tragen, als die frühen.
8. Wilt du Saamen von Zwiebelgewächsen säen, so thue es im Herbst in ein Geschirr voll guter Erden, eines halben Zwerchfingers tief bey zunehmendem Mond, im Zwilling oder Waag; (er muß aber ziemlich dick gesäet werden) bedecke ihn zwey Zoll tief, mit leichter Erden, begieß ein wenig, und stells an die freye Luft. Wann es anfäht zu gefrieren, o stells in einen luftigen Keller, oder, in einen warmen andern Ort in einem Zimmer. Im Frühling, doch nicht ehe, bis die Reifen aufhören, stelle es wieder aus, so werden die jungen Zwiebeln wie Schnittlauch aufgehen, die man fleißig vom Unkraut reinigen, mit Fleiß ihrer warten, aber nicht zu viel begiessen solle, ohne wanns gar zu heiß und trocken ist, am Abend, mit Fluß- oder Teichwasser; Im Ausgang des Septembris nimmt man sie aus der Erden, lässers acht Tag liegen, und legts nachgehends wieder, bey zunehmendem Mond in obgedachtem Zeichen, eine Handbreit von einander in obiger Tiefe, in leichte und gute, doch nicht fette Erde ein; das erste Jahr werden sie nur erbsengroß, und floriren im vierten und fünften Jahr, bezahlen aber die Müh und Gedult wohl, müssen alle Jahr, bis sie tragen, also ausgenommen und eingelegt werden.
9. Der Tulipensaamen muß bey trockenem Wetter, im obengenannten Zeichen bey zunehmendem Mond abgenommen werden.
10. Die Erde, darein man ihn obbemeldeter maßen säen soll, ist diese: Man nimmt alte Holz oder Sägspänerden, mischet darunter etwas zarten Sand, und füllet die Geschirre damit an.
11. Zu den Zwiebelgewächsen soll man niemals andere Sachen in ein Blumenbett pflanzen, sonderlich zu den feinen, weil andere Pflanzen theils wohl begossen werden, welches den Zwiebeln eine Fäulung verursachet, theils durch ihr Umwurzeln die Zwiebeln vertreiben, theils an ihrem Ausnehmen im Späthling hindern.
12. Wenn man bey einem Gärtner in dem Flor schöne Tulipen siehet, und dieselbe gerne unbetrogen haben möchte: soll man die Zwiebel samt den Blumen ausnehmen lassen, unabgebrochen mit sich heim nehmen, hernach jeden Stengel oben auf, gerad unter der Blume, mit zwey Fingern also drücken, daß der Stengel etwa welk werde, hernach jeden Zwiebel besoders, samt dem Stengel und der Blume in einem lüftigen Gemach, da der Sonne nicht zu viel kommt, also aufhenken, daß der Zwiebel über, die Blum aber unter sich sehe, und also, bis mans wieder einlegt, hangen assen.
Oder man nimmt die Zwiebel heraus, doch daß die ganze Blume allemal daran bleibe, und setze sie zusammen in ein Geschirr voll sandiger Erden, dick zusammen, hernach so bald da Kraut daran ganz dürr ist, nimms wieder heraus, truckne, säubere und lasse es also liegen, bis mans wieder einlegt. Dient wider den Betrug der Gärtner sehr wohl, und ist gewiß gut.
13. Hüte dich, daß du von keinem Zwiebelgewächs, ausser den unträchtig Königskronen, das Kraut abschneidest oder reissest, sonst schadets dem Zwiebel, sondern lasse es allgemach einziehen und abdorren.
14. Wann man zweyerley Zwiebeln von einander schneidet, doch also daß das Herz oder Mark innwendig an keinem zu viel beschädigt sey, und diese beyde hernach zusammen fügt, mit einem Faden zusammen bindet, auch die Spalte mit Pelzwachs [=Baumwachs] wohl verstreicht, und in einem guten tauglichen Grund einlegt, kan man gefüllte Tulipen bekommen; geräth es schon nicht allemal, doch zuweilen, und ist alsdann der Mühe wohl werth.
1810 — Dietrich, Friedrich Gottlieb: Vollſtändiges Lexicon der Gärtnerei und Botanik, Berlin.*
Tulipa. Linn. Tulpe.
Eine ſechsblättrige, glockenförmige Blumenkrone, ein länglicher, dreikantiger Fruchtknoten, ohne Griffel, mit feſtſitzender, dreieckiger, dreilappiger Narbe. Die Kapſel ist ist dreikantig, dreifächrig,
Linn. Syſtem VI. Klasse I. Ordn.
T. folia linearia. Flos ante anthesin nutans, dum floret erectus. Petala recta. Link.
Tulpe. ♃
3. Tulipa breyniana L. Kapische Tulpe. ♃
Sisyrinchium. Breyn. cent. t.36 Rudb. elys.2. f.11.
D. ♃
T. persica praecox. Clus. postb. p. 9.
Tulipe des jardins. ♃
Tulip. ♃
T. pumilio. Lobel. ic. 127.
ß. T. turcica. Roth. Catal, 1. p. 45.
1811 — Sickler, Johann Volckmar: Garten-Handlexicon für Unerfahrne in der Gartenkunſt, Erfurt.
1819 — Salzmann, J. G.: Allgemeines deutſches Gartenbuch, München und Leipzig.
Tulpen. Wird man schwerlich in kleinen Gärten viel anbauen; will man aber blos einige einfarbige Sorten, so ist das nicht mühsam. Man kann dieselben viele Jahre auf dem nämlichen Platze stehen lassen, auf welchem sie gestanden haben. Bunte und andere von den Liebhabern sehr geschätze Sorten, müssen jährlich frisch gelegt werden. Man fängt um Michaelis schon an die Zwiebeln 6 bis 8 Zoll tief bey trockener Witterung einzulegen, (welche man nach der Reife des Saamens ausgenommen hat) und fährt damit so lange fort, als es die Witterung erlaubt. Man verfährt bey Behandlung der Tulpen eben so wie bey Behandlung der Hyacinthen.
1819 — Wredow, Joh. Chr. Lud.: Der Gartenfreund, Wien.
Tulipa Gesneriana L. Gemeine Tulpe. ♃.
Gehört in die erste Ordnung der sechsten Classe.
Aus der länglich runden, mit einer braunen Schale umgebenen Zwiebel kömmt ein aufrechter, glatter mit wenigen oder gar keinen Blättern besetzter Stängel. Die untern Blätter
Eine allgemein bekannte, und seit vielen Jahren mit großer Sorgfalt cultivierte Blume, um deren Cultur sich vorzüglich die Holländer sehr verdient gemacht haben. Hierdurch sind eine sehr große Menge an Spielarten entstanden, welche sich durch die Mannigfaltigkeit der Farben, und auch durch das Gefülltseyn der Blumen unterscheiden. Letztere werden am wenigsten geachtet. Zuweilen theilt sich auch der Stängel in mehrere Seitenstängel, deren jeder eine Blume trägt. Eine andere hat große am Rande ausgezackte Blumenblätter, und ist unter dem Nahmen Monstreusen bekannt. Wegen der Schwere der Blumen ist der Stängel gewöhnlich zur Erde gebogen.
Die einfachen regelmäßigen Tulpen werden am Meisten geschätzt. Man theilt sie im Allgemeinen in zwey Classen: — frühe und spät blühende. Die spät blühenden treiben weit höhere Stängel, und übertreffen die ersten sehr an Schönheit, welche nur deßwegen geschätzt werden, weil sie früher blühen. Die Schönheit einer Tulpe beurtheilt man vorzüglich darnach, daß sie einen hohen starken Stängel hat und daß die Blume oben rund, nicht spitz ist, und daß die Blumenblätter gerade aufstehen.
Gewöhnlich theilt man sie ein, in einfarbige oder Muttertulpen, und in bunte. Die einfarbigen theilt man in Bizarres und Violettes. Erstere haben gewöhnlich eine braune Kupferfarbe, und unten auf dem Grunde der Blume einen kleinen gelblichen oder schwarz mit gelb vermischten Flecken. Letztere sind entweder dunkel- oder hellviolett, grau, roth braunroth u.s.w., und haben auf dem Grunde der Blume einen wei&szglig;en, oder grau mit weiß vermischten Flecken.
Die bunten sind auf mannigfaltige Weise illuminirt, und sehr mannigfaltig gestrichelt, panachirt, gefedert, gemarmelt, gerandet u.s.w. Im Allgemeinen theilt man sie ein, in: — Baguettes primo, mit weißem Grunde und dunkelbrauner Illumination; — Baguettes Rigeaux, mit weißem Grunde und hellbrauner Illumination; — Bibloments, Beyblumen, mit weißem Grunde, und blau, violett, rosenfarbig, roth, röthlich u.s.w. illuminirt; - Bizardes, mit gelbem Grunde und verschiedenfarbiger Illumination.
Insbesondere theilt man sie in Ansehung der Farben und Mahlereyen ein on Picotten, Bizarden, Concordien und Farbenblumen. Die Picotten sind gleichsam ausgestickt oder fein ausgemahlt. Sie haben zwey Farben, Grundfarben und Illumination in Gestalt von Flecken oder Streifen, welche aber nicht bis unten in den Grund heruntergehen. - Die Bizarden haben eine unregelmäßige und unwillkührliche Farbenmischung, deren Illumination bis unten in den Grund hinuntergeht. — Die Concordien haben zwey ähnliche Farben, z.B. einen hellrothe Grundfarbe, und eine dunkelrothe Illumination. — Die Farbenblumen sind roth, gelb, braun, bläulich, und werden so wie die Concordien am wenigsten geachtet.
Wenn man eine gute Tulpenflor hat / und sie erhalten will, so muß man die Zwiebeln alle Jahre , wenn die Blätter trocken geworden sind, aufnehmen, die junge Brut absondern, von der Erde reinigen, und an einem luftigen Orte bis zum Einpflanzen aufbewahren. Am Ende des Septembers und im October werden sie wider eingepflanzt, wozu man die Beete ebenso zubereitet als zu den Hyacinthen. Eine gute lockere schwarze Gartenerde, mit etwas Sand vermischt, ist ihnen vorzüglich zuträglich. Man legt die Zwiebeln sechs bis acht Zoll tief ein, und wählt hierzu trockene Witterung, damit sie nicht naß in die Erde kommen. Die junge Brut pflanzt man auf eigene für sie zubereitete Beete, um hiermit, wenn sie anfangen zu blühen, die alte Brut zu verjüngern.
Um neue und schöne Sorten zu erhalten, kann man auch Samem säen. wozu man die schönsten einfarbigen Blumen nimmt, welche an einer recht sonnenreichen Stelle stehen. Mit dem Säen des Samens kann man ebenso verfahren, wie mit den Hyacinthen.
Zur Winterflor eignen sich vorzüglich die früh blühenden Sorten, und unter diesen am besten die kleine Duc van Toll. Man legt zu diesem Zwecke die Zwiebeln im October in Töpfe, welche mit einer leichten Erde gefüllt sind, stellt sie an einen frostfreyen Ort ohne sie zu begießen, und nimmt sie nach und nach ins Zimmer, so wie man sie treiben will, stellet sie ans Fenster und begießt sie dann gehörig. Sie treiben sehr bald ihre Blumen.
Tulipa biflora L. Zweyblumige Tulpe. ♃.
Mit linien-pfriemenförmigen Blättern, und einem etwa sechs Zoll hohen, aufrechten, glatten, mit zwey gleichbreiten, zurückgekrümmten, rinnenförmigen Blättern besetzten Stängel, welcher gewöhnlich zwey, auch wohl mal drey gelbe Blumen trägt. Blühet im May.
In Rußland an der Wolga wild, und wird durch die Zwiebel fortgepflanzt, welche man, etwa vier Zoll tief einlegt, und einige jahre liegen läßt, ehe man sie aufnimmt.
Tulipa sylvestris L. Wilde Tulpe. ♃.
Mit schmalen lanzettförmigen Blättern, und einem einblumigen glatten Stängel, welcher eine gelbe, vor der Blüthe überhängende Blume trägt, welche spitze, und an der Spitze bartige Blätter hat. Blühet im May, auch wohl schon früher.
In der Schweiz, Osterreich u.a.O. wild, kömmt fast in jedem Boden gut fort, und läßt sich durch die Zweibeln fortpflanzen. Man kann sie auch wie die erste Art zur Winterflor benutzen, wozu man sie im August in Töpfe pflanzt.
1821 — Bernardi, J. J.: Christian Reichart's practisches Handbuch, Grätz.
Tulipa, Tulpe. Die gemeine Tulpe (T. gesneriana L.) ist wegen der prachtvollen Farben ihrer Blumen und wegen der Mannigfaltigkeit der Zeichnung, die ihre unzählbaren Spielarten darbiethen, noch immer eine der geschätztesten Zierpflanzen. Nach der Blüthezeit unterscheidet man gewöhnlich Frühtulpen und Spättulpen. Erstere sind weniger zahlreich, und im Allgemeinen weniger schön von Farbe, und werden daher auch nicht so geschätzt, als die letztern; sie haben indessen den Vorzug,
Die Tulpen lieben einen sandigen, warmen lockern Boden; wo daher zu fest und kalt ist, muß er durch beygemischten klaren Sand, und ganz verweseten Kuhmist, der wohl drey bis vier Jahre gelegen hat, verbessert werden.Niemahls darf man aber einen solchen Dünger in Menge anwenden; denn von vieler Düngung werden die Tulpenzwiebeln nur kleiner, und verfaulen endlich ganz. Frischer Dünger ist ihnen wahres Gift.
Die beste Zeit, die Tulpenzwieben zu legen, geht von der Mitte des Septembers an bis in October, wo sie vier bis fünf Zoll tief in die Erde gebracht werden. Ehe die Tulpenzwiebeln im Frühjahr zu keimen anfangen, muß man die Erde zwischen ihnen auflockern, und von allem Unkraut reinigen. Will man die Blüthezeit verlängern, so verfährt man auf ähnliche Weise wie bey den Hyacinthen und andern Zwiebelgewächsen. Diejenigen Sorten, welche höhere Stängel treiben, muß man an beygesteckte Stäbchen binden. Die Blumen selbst dürfen niemahls abgerissen werden, da das Wachsthum der Zwiebeln dadurch verhindert wird. Es ist dagegen unrichtig, wenn man glaubt, daß die Ausbildung der Samen der Zwiebel die Kraft raube, und deßhalb die Samenkapseln vor der Reife abschneidet; es erreicht vielmehr auch dann, wie sich Reichart durch Versuche überzeugte, die Zwiebel ihre gehörige Größe*). [...]
*) Das Abschneiden der Blumen wird wohl nur dann schädlich, wenn ein bedeutender Theil des Krauts zugleich mit abgenommen wird. In Holland werden wenigstens von den frühen Tulpen durchaus alle Blumen, theils während der Blüthe, Theils wenn sie zu verblühen anfangen, abgeschnitten. Die spätern läßt man aber daselbst wachsen, weil zwischen der Blüthezeit und der Herausnahme der Zeitraum zu kurz ist, als daß die Samen reif werden können.
1842 — Bosse, Jul. Friedr. Wilh.: Vollständiges Handbuch der Blumengärtnerei, Hannover.*
1. T. altaica Pall., Ledeb. ic. Fl. Ross. t. 134. Altaische T.; T. sylvestr. Falk. Am Irtischflusse Frühl. — Stengelblätter längl.=lanzettförm., wellenförm., knorpelrandig, langgespitzt. Stengel 4—8"[ hoch, mit gelber, 2" langer Blume. — Cult. wie bei der gewöhnl. Gartentulpe.
2. T. biflōra Pall. il. t. D. f. 3. Bot. Reg. 535. Rchb. ic. 393. Zweiblumige T. Iberien, an der Wolga. Frühl. — Blätter 2, abstehend, linien=pfriemenförm., blaugrün. Schaft 1—2—3blumig. Blumen aufrecht, an 8"' lang; die 3 äußern Kronblätter grünlich oder blaßblau, die innern gelb oder weiß.
Die Zwiebel pfl. man im Octob. in lockeren, guten Boden 3—5" tief. Alle 3 Jahre nimmt man sie nach dem Abwelken heraus, theilt die Vermehrung und pfl. sie im Oct. wieder in frisch bereiteten Boden.
3. T. Celsiāna Red. Lil. t. 38. Oriental. T.; T. Breyniāna Bot Mag. 717, australis Lk., biflōra Don, sylvéstris ß. Bieb., transtagāna Brot. (als Variet.) Südeur., Orient, Nordafrika. Frühl. — Blätter lanzett=linienförm. rinnenförmig langgespitzt. Stengel 1blumig, glatt; Blume wie bei T. sylvestr., aber kleiner u. immer aufrecht, gelb; Kronblätter längl.=lanzettförm., spitz.
Man kann sie 5—6" tief an eine warme nicht zu feuchte Stelle in's Freie pfl.; bei eindringendem Froste aber muß sie bedeckt werden. Einige pfl. sie in den Topf, um sie sicherer und frostfrei zu durchwintern. Übrig. s. No. 2.
Cult. S. No. 3.
4. T. Clusiāna DC., Red. Lil. t. 37. Bot. Mag. 1390. Sibth. Fl. graec. t. 329. Clusische T.; T. rubro-alba Brot., Cypriāni Hort. Frankr., Span., Portug., Ital. u.s.w. Frühl. — Blätter linienförm. langgespitzt, glatt, das unterste scheidig. Schaft 1blumig, glatt; Blume aufrecht; Kronblätter weiß, am Grunde schwarzpurpurroth, lanzettförmig.
5. T. Gesneriāna L., Bot. Mag. 1135. Bot. Reg. 381. (1838) t. 46 (die ächte, wilde Art, mit großen, rothen Bl., welche bei Florenz im Thale D’Emo wächst). Gemeine T.; Garten=T,; Capadocien, Europa, Taurien. Frühl. — Zwiebel breit ei=förm. oder längl.=rund, spitz, braunschalig, dicht. Stengel aufrecht, steif, rund, glatt, 1—3’ hoch, unten mit einigen ei=lanzettförm. oder lanzett=förm., graublau=grünen, wellenförm. Blättern besetzt, u. mit einer prächtigen, großen aufrechten Blume gekrönt; Kronblätter stumpfisch, carmoisin=roth, im Grunde gelblich.
Diese Tulpe wurde im Jahre 1559 durch den berühmten Botaniker Conrad Geßner, einen Schweizer, aus Kleinasien nach Europa gebracht. Nachdem haben besonders die Holländer außerordentlichen Fleiß auf ihre Cultur verwandt, u. ihnen verdanken wir eine zahllose Menge an prachtvoller Spielarten, welche mit dem blendensten Farbenglanze unsere Gärten schmücken. Die Liebhaberei für Tulpenzwiebeln war früherhin so groß, daß eine seltene Varietät oft mit 1000—4000 Gulden bezahlt wurde. Diese Manie für Tulpen hat nach u. nach abgenommen, u. wiewohl die schönsten u. seltensten Varietäten auch jetzt noch von den Holländern hoch im Preise gehalten werden, so übersteigt dieser doch selten die Summe von 6—10 Gulden.
Man unterscheidet Früh= u. Spät=Tulpen als 2 Hauptclassen.
Die frühen Tulpen, welche sich durch einen kürzeren Stengel, durch frühere Blüthezeit u. durch die Blume selbst unterscheiden, werden weit minder als die Spättulpen geachtet, obgleich sie manche prächtige Varietäten enthalten, welche jenen mit Recht zur Seite stehen dürfen. Sie blühen an einem warmen Standorte schon im April oder noch früher, u. lassen sich sehr gut, wie Hyacinthen, treiben. Man pfl. sie zum Treiben im Sept. in 4—5" weite Töpfe, verfährt dann damit, wie mit den Hyazinthen, u. stellt sie im December oder Januar (einige, als die frühesten. auch schon im Novemb.) vor ein sonniges Fenster des warmen Zimmers oder in's Treibhaus, woselbst sie bei einer allmählig gesteigerten Wärme von 10—15° (bei Entwicklung der Blüthe etwas weniger) bald blühen. Die frühesten u. schönsten sind: Admiral Hoofd, Bizard Ponkert, *Bruid v. Haarlem, *Claberland, Couleur ponceau, Cour de Brabant, Duc de Cumberland, Duc d'Orange, Duc Nieuwkerk, Duc van Broock, Duc de Harlem, Duchesse de Parme, Geel en Rood van Leyden, Geele Prins, Gelb gefüllt, Graf Florus, *Grosmeister v. Maltha, 'Hecuba, *Ma plus aimable, Pallas, *Pottebacker (roth u. gelb), Pretty Betty, Rose-Tulipane, *Standaart royal, Superintendent, Thomas Moritz, Tournesol (einfache u. gefüllte, vorzügl. schön, u.. zum Treiben besonders empfehlenswerth), Yellow crown, gef. u. a. m. Auch Duc v. Toll u. T. praecox (s. u.) sind zum Treiben sehr empfehlenswerth. Man kann hiervon 3—4 Zwiebeln in einen (5zöll. Topf pflanen. Das 100 der mit * bezeichneten Variet. kostet in Harlem 10 Fl., vom Superintendent 30 Fl., von den meisten andern Variet. 3—5—8 Fl., von allen Variet. im Rummel in Harlem 2 u. 4 Fl., in Berl. bei den Herrn Kunstgärtnern Fr. Möwes u. Leop. Faust (Fruchtstrstr. No. 13) 100 St. in 27 Variet. 2 Pf. Pr. Cour., in Hamb. bei Herrn J. Hinr. Böckmann 62 Sort. frühe Treibtulpen mit Namen 10 Mk. Übrigens erhält man sie fast in allen größern Handelsgärten.
Die Hauptfarben der Frühtulpen sind: weiß, gelb, roth u. purpurroth, einfarbig oder schön geflammt.
Die Spättulpen, als die eigentlichen Favoriten der Kenner u. Liebhaber, begreifen eine weit größere Mannigfaltigkeit als die Frühtulpen. Die holländ. Blumisten cultivieren an 1000 Varietäten derselben u. theilen sie in folgende Ordnungen u. Unterordnungen.
1. Einfarbige (Expectanten der Muttertulpen); a) Bizarden; b) Violette.
2. Bunte oder gestreifte Tulpen; a) Baguetten primo; b) Baguetes rigaux; c) Bybloemen; d) Bizardes.
Die Einfarbigen haben anfängl. nur eine Farbe, z. B. purpurroth, roth, violett, grau, kupferfarb., braun, schwärzl. gelb u. s. w., nehmen aber nach einer Reihe von Jahren nach u. nach mehrere Illuminationsfarben an, so wie auch aus dem Saamen derselben neue bunte Varietäten entstehen.
Die Bizard-Mutterblumen (1. Ord. 1. Unterord.) haben gewöhnl. eine braune Kupferfarbe u. unten im Grunde einen kleinen, runden, gelbl. oder gelbl.=schwarzen Fleck. Aus diesen entstehen nach mehrern Jahren die Bizarden mit gelbem Grunde (2. Ord. 4. Unterord.).
Die violetten Muttertulpen (1. Ord. 2. Unterord.) sind entweder purpur= oder blaßviolett, leinengrau (gris de lin), kirschbraun oder roth, einfarbig u. haben im Grunde einen rein weißen oder schwärzl.= grauweißen Fleck. Sie nehmen nach mehrern Jahren Illuminationsfarben an u. bilden die Baguettes u. Bybloemen (2. Ord. 1. 2. u. 3. Unterord.).
Die Gartentulpen dürfen niemals mehrere Jahre nach einander in den selben Boden gepfl. werden. sonst verschlechtern sie sich von Jahr zu Jahr und verlieren endlich ganz ihre Zeichnung.
Nach dem Absterben der Blätter und des Schaftes (oder wenn dieser oben welkt) werden die Zwiebeln bei trockenem Wetter herausgenommen, an einem schattigen Orte getrocknet, dann von der Nebenbrut befreiet und bis zur pflanzzeit trocken aufbewahrt.
Die Varietäten der Gartentulpe gewähren auch gruppenweise im Rasen, in Blumen= und Lustgärten einen vortrefflichen Anblick, u. gedeihhen, wenn es nur auf so einen Gesammt=Effect abgesehen ist, auch sehr gut in jedem mittelmäßig guten , lockern u. nicht zu nassen Gartenboden. Da aber solche Gruppen nach dem Verblühen kahl aussehen, so pflanze man die Zwiebeln in 5/4' weit voneinander entfernten Reihen, und setzt noch vor beendigter Flor zwischen diesen Reihen Sommer= oder Herbst=Levkojen, Aster chin, Eschscholtzia und dergl., oder im Herbste mit den Zwiebeln zugleich Campanūla Medium.
Die Anzucht neuer Spielarten durch Aussaat erfordert sehr viele Zeit u. Geduld u. ist daher in deutschen Gärten selten üblich; denn die aus Saamen erzogenen Zwiebeln kommen meistens erst im 7ten Jahre zur Blüthe. Die Aussaat geschieht übrigens Anf. September (bis zu welcher Zeit man den Saamen in den Capseln aufbewahrt) auf ein locker zubereitetes Beet, das eine warme Lage hat. Man bedeckt den Saamen 1" hoch mit leichter Dammerde u. schützt das Beet gegen Frost. Im Frühl. keimt der Saame; man hält dann das Beet vom Unkraute rein und bringt im Herbst noch 1" hoch ERde darauf, welches auch im folgenden Jahre wiederholt wird. Im 3ten Jahre werden die Zwiebeln nach dem Abwelken der Blätter herausgenommen, gegen zu starkes Austrocknen im weißen Grubensande bewahrt, u. im Sept. auf neu zubereitete Beete reihenweise, 4" tief und 3—4" von einander, wieder gepflanzt. Im folgenden Jahre pfl. man sie 5—6" von einander u. 4—5" tief u. behandelt sie auf obgedachte Weise. Zur Saamenzucht wählt man am liebsten gut Mutterblumen, welche zur Erlangung schöner Spielarten für besser gehalten werden, als die schönsten bunten Tulpen (s. Loud. Encyclop. d. Gartenw. p. 1099).
6. T. Oculis sólis St. Amand., Red. Lil. t. 219. Bot. Reg. 1143. Sonnenaugen T.; dunkelrothe T.; T. acutifōra Poir agénensis DC. (als Variet. ?) Südfrankr., Schweiz, Ital. Mai, Juni. — Schaft 1blumig, glatt, kürzer als die längl. Blätter, 1' hoch. Blume aufecht, schön; Kronblätter stumpf, am obern Rande zurückgerollt, wellenförm., dunkelroth, am Grunde einwendig mit einem bläulich=chwarzen Flecken. In mehrern Handelsgärten. 3—4 Gr.
7. T. praecox Ten. Fl. neap.1. t. 32. Frühe T.; T. Oculis sólis Bot. Reg. 204. Italien. April, Mai. — Schaft 1—2’ hoch,1blumig, länger als die ei=lanzettförm., bläulich bereiften, gewimperten, etwas wellenförm. Blätter. Blume aufrecht, sehr lebhaft scharlachroth, einwendig am Grunde jedes Kronblattes mit einem großen, rautenförmigen, schwarz=purpurrothen, gelb gesäumten Flecken geziert; Kronblätter eirund, die äußern langgespitzt. — Cult. s. No. 6; sie läßt sich sehr gut treiben und zwar früher noch, als andere Frühtulpen.
Dieſe Art dürfte ſchwerlich unſere Winter im Freien ertragen; man pfl. ſie daher in ſandgemischte Dammerde, in einen Topf, giebt ihr eine Unterlage zerſtoßener Scherben u. durchwintert ſie frostfrei.
8. T. saxatilis Sieb., Rchb. ic. 580. Felsen=T.; Creta. Frühl. — Stengel beblättert, hin= u. hergebogen, fast 2blumig, an 5“ hoch. Blätter längl.=lanzettförm., spitz. Kronblätter aufrecht, stumpf, gelb, an der Spitze fast gebartet. Fruchtknoten länger als die Antheren.
9. T. suaveolens Roth., Red Lil. t. 111. Bot. Mag. 839. 2388. Wohlriechende T.; Duc van Toll Hort. Südeuropa. April, Mai. — Schaft 4—6“ hoch, 1blumig. Blätter ei=lanzettförm., bis 6“ lang, grau=blaugrün, 1“ breit, oben weichhaarig. Blumen wohlriechend, aufrecht; Kronblätter gleich den Staubfäden glatt, eirund, stumpflich, scharlachroth, am Rande oben gelb.
Als Abart gehört hierher: T. pubéscens W. En. Weichhaarige T. Südeuropa? April, Mai. — Blätter längl.=lanzettförmig, etwas flaumhaarig, etwas läner als der 6" hohe, weichhaarige 1blumige Schaft. Blume aufrecht, weit glockenförmig, von sehr schwachem Wohlgeruch, gewöhnl. roth u. weißbunt, doch auch gelb oder weiß; die äußern Kronblätter eirund=lägl. spitz, die innern Stumpf, stachelspitzig. Diese Tulpe steht ungefähr in der Mitte zwischen T. Gesneriāna u. suavolens u. wird gleichfalls zum Treiben benutzt.
Cult. s. bei No. 6; man pfl. die Zwiebeln 4—6" tief u. eben so weit von einander u. bedeckt die Beete im Winter hinreichend gegen den Frost.
10. T. sylvéstris L. Engl. Bot. 63. Red. Lil. 165..Bot. Mag. 1202. Schkuhr’s Handb. t. 93. Wilde T.; gelbe Wald=T. Deutschl., Schweiz, Sibir., Ital., Frankr. u. s. w. Mai. — Zwiebel kleiner u. heller als bei No. 6. Blätter linien=lanzettförmig, glatt. Schaft 1—2’ hoch, 1—2=, selten 3blumig. Blumen vor dem Aufblühen überhängend, groß, schön, nach Veilchen riechend; Kronblätter gelb, auswendig grünlich schattirt, lanzettförm., ausgebreitet, an der Spitze gebartet. In mehrern Handelsgärten. 2 Gr. Sie wird häufig unter dem Namen T. florentīna u. T. florentīna odorāta verkauft. — sie liebt etwas Schatten u. die Zwiebeln können 2—4 Jahre in der Erde bleiben, ehe man sie umpflanzt. Sie läßt sich auch im Januar u. Febr. im Zimmer bei 8—10° W. gleich den Frühtulpen treiben.
11. T. turcica Roth. Türkische T; T. acumuminata Vahl., cornūta Red. Lil. 445. Bot. Reg 127; T. stanopetala Herb. gen. t. 171, sylvestr. β. W. Türkei, Persien. April, Mai. — Blätter linien=lanzettförm., blaugrün, wellenförm., glatt, kürzer, als der 1—2' hohe, 1blumige, glatte Schaft. Blume aufrecht, roth oder roth u. gelbbunt; Kronblätter 4—5" lang, lanzettförm., sehr langgespitzt, an der Spitze zusammengewickelt u. gebartet. Staubfäden glatt, weiß oder roth gefleckt. - Cult. s. bei. No. 6.
Die andern Tulpenarten, als T. heteropetala, maculāta, maleolens, media, montāna, patens (tricolor), stellāta, scabriscāpa, Sibthorpiāna u. a. sind minder schön und mehr für botanische Gärten geeignet.
Tulipa altaica Gebl. s. Ornithogālum uniflōrum.
1842 — Bouché, Carl David: Die Blumentreiberei, Berlin.*
Tulipa, Tulpe
Die Tulpe gedeiht faſt in jedem Boden, wenn er nur einigermaaßen locker und gut gedüngt ist. Die Zwiebeln werden im Oktober in Entfernungen von 5—6 Zoll und in einer Tiefe von 5 Zoll gepflanzt. Die Zubereitung der Beete, ſo wie die Pflanzordnung iſt dieſelbe, wie ſie bei den Hyazinthen angegeben iſt.
Bei anhaltender Kälte ohne Schnee bedeckt man die Beete 3—4 Zoll hoch mit Laub oder Miſt, um das Eindringen des Froſtes abzuhalten; dieſe Decke muß aber, ſobald ſich gegen das Frühjahr anhaltend milde Witterung einſtellt, hinweggenommen werden, damit man das zu zeitige Treiben vermeidet.
Im Juni, oft ſchon Ende Mai's, ſobald die Blätter anfangen abzuſterben, nimmt man die Zwiebeln aus der Erde, reinigt ſie möglichſt und bringt ſie an einen luftigen, ſchattigen Ort zum Abtrocknen, wo ſie bis zur Pflanzzeit aufbewahrt werden. Die Tulpe mehrere Jahre hintereinander in der Erde liegen zu laſſen, iſt nicht zu empfehlen, weil dadurch das Farbenſpiel der ſchön gezeichneten Sorten verloren geht, und weil ſie oft ſchon im zweiten Jahre einfarbig blühen, was den Blumisten keineſweges angenehm und befriedigend ſein kann. Daß die Blumen einfarbig werden, ist Folge eines zu üppigen Wuchses, daher denn auch die Beete, welche nicht zur Anzucht, ſondern zur Aufstellung der Florblumen beſtimmt sind, nur mäßig gedüngt werden müſſen. Viele Blumiſten pflanzen ihre Tulpen, beſonders Tulipa Gesneriana, erſt im Dezember, auch wohl Januar, weil dadurch die Pflanze zwar geſchwächt wird, aber ſchöner gezeichnete Blumen bringt. Dies Verfahren ist ſehr gewagt, denn nicht ſelten kann man des ſchnell eintretenden Froſtes wegen gar nicht pflanzen, und verliert dadurch die ganze Flor.
Die Vermehrung der Tulpen geſchieht in der Regel durch Bruten, denn aus dem Saamen erzogen ſind ſie ſehr dem Variieren ausgeſetzt, und nur ſelten erzieht man ähnliche Sorten, wie die, von denen der Saamen entnommen iſt, daher denn auch die unzähligen Varietäten entſtanden sind.
Das Erziehen neuer Sorten aus dem Saamen ist noch langwieriger, als bei den Hyazinthen; im vierten Jahre pflegen die erſten zu blühen, bleiben aber oft bis zum 1oten auch 12ten Jahre einfarbig. Viele erhalten erſt im 15ten Jahre ihre vollſtändige Zeichnung, andere zeichnen ſich ſchon eher, denn erſt von der Zeit ab iſt die Brauchbarkeit und der Werth einer Sorte zu bestimmen. Die Form der Blume bleibt ſchon in früheren Jahren constant, und man kann diejenigen Sämlinge, die ſich durch ſchlecht geformte Blumen auſzeichnen, auſſondern, damit man nicht unnütze Arbeit mit ihnen hat.
1) Tulipa suaveolens, Wohlriechende T.
Von der wohlriechenden Tulpe hat man in Folge der langjährigen Kultur eine Menge ſchöner Varietäten aus dem Saamen erzogen, die ſich größtentheils treiben laſſen, jedoch ſind es nur zwei, Duc van Toll und die gefüllte Duc van Toll, die ſich mit Sicherheit zur Frühtreiberei eignen.
Duc de Berlin, roth und gelb.
Duc de Neuwkerk, roth und gelb.
Duchesse de Parma, orange und gelb.
Evelinens Mantel, roth und gelb.
Grand duc, gelb mit roth.
Habit de Parade, gelb, purpur und violet.
Weiſſe duc de Toll, weiß.
Caiman, dunkel purpur mit lila.
Canarienvogel, goldgelb.
Carmin brillant, roth.
Clarmond, weiß.
Clarmond couronné d'or, weiß mit roth.
Couleur Cardinal, roth und d. purpur.
Duc d'Alborum, weiß.
Duc d'Harlem, roth und gelb.
Duc de Rose, weiß mit roth.
Duc d'Oré, goldgelb.
Etendard blanc, weiß mit purpur.
Etendard d'or, gelb und roth.
Friedericus rex, weiß mit purpur.
Hecuba, roth und weiß.
La belle alliance, roth.
La charmante, roth und gelb.
Madame de Pompadour, roth und lila.
Rex alba, weiß.
Pottebacker, gelb.
Pottebacker, roth.
Pronk Juweel, weiß.
Proserpine, rosa.
Reine de Paysbas, roth und gelb.
Sonnengluth, roth.
Standart, weiß mit roth.
Witt en rood borde, weiß mit roth.
Béauté perfaite, weiß und roth.
Chrysolore, gelb.
Couleur ponceau, purpur und roth.
Duc d'Orange, gelb mit roth.
Duzc Victor, roth und gelb.
Franciscus primus, weiß, roth und violet.
Gekront Hoff, roth.
Gloriosa, purpur u. weiß.
Grande Duchesse, roth und gelb.
König Salomon, roth.
Lac van Rhün, weiß und purpur.
Triomphante, roth und gelb.
Weiſſe Zwaan, weiß.
Gelbe Roos, gelb.
Rex rubrorum, roth.
Regina Rubrorum, weiß und roth.
2) Tulipa turcica, Türkiſche T.
3) Tulipa gesneriana, Gemeine Garten= oder Späte T.
[Seiten 129 - 136]
1875 — Stranz, Minna: Die Blumen in Sage und Geschichte, Berlin.
Tulpenfest.
Alljährlich feierten die Frauen des Serail auch das Tulpenfest. Der Sultan sieht es als den schmeichelhaftesten Beweis der Liebe und Zuneigung an, wenn die Bewohnerinnen des Harems ihm zu Ehren dieses Fest in ihren Gärten veranstalten.
Es wird mit dem größten Pomp gefeiert. In den in blendender Illumination prangenden Gärten gewahrt man auf besonderen Erhöhungen einen amphitheatralisch aufgestellten Tulpenflor, der an Farbenmannigfaltigkeit einen Alles überragenden Anblick gewährt. Teppiche breiten sich über den Boden, kostbare Essenzen senden ein Meer von Wohlgerüchen, denn die Tulpe haucht derartige Düfte nicht aus, sie besticht nur durch schöne Form und Farbenpracht die Sinne. Wenn alles vorbereitet ist, dann holen die reichgeschmückten Frauen den Sultan und führen ihn in feierlicher Procession in die gleich einem Märchen aus tausend und einer Nacht ausgeschmückten Gärten.
Hier werden ihm die seltensten und schönsten Tulpen gezeigt, die zwar nicht seinen Namen führen, doch in allegorische Beziehung mit ihm gebracht werden, wenn man sie ihm als "Traum der Glückseligkeit, Geheimniß des Ewigen, Elixier der Liebe" vorzeigt, und seine Phantasie dadurch anregt. (Seiten 270-290).
1889 — Jühlke, Ferdinand: Gartenbuch für Damen, Berlin.
[...Insgesamt widmen sich 4 Seiten den Tulpen]
1913 — Davidis, Henriette: Großes Gartenbuch, Regensburg.
Tulipa Gesneriana. und T. suaveolens - Gartentulpe. Man hat davon eine große Anzahl von Abarten in allen möglichen Schattierungen und Farben, bei denen nur die rein blaue Farbe fehlt. Es ist gut, sie jedes Jahr aufzunehmen und wieder im Herbst zu pflanzen; jedoch schadet es nicht, wenn sie auch einmal ein Jahr stehen bleiben, wobei das Beet nach der Blüte mit anderen Blumenarten besetzt wird.
1922 — Lehmann, A.: Pflanzenkunde Heft 1., Leipzig.*
Die Tulpe ist in den Steppenländern Westasiens heimisch. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte sie nach Deutschland und schon einige Jahrzehnte später hatte sie sich über alle europäischen Länder verbreitet. Ganz besonders nahmen sich die blumenliebenden Holländer ihrer Pflege an. Es wurden zahlreiche Sorten, "Spielarten", gezüchtet, die hochgeschätzt und oft teuer bezahlt wurden.
A. Von der Zwiebel. 1. Die Tulpe wächst aus einer Zwiebel ("Blumenzwiebel") hervor. Durchschneiden wir die Zwiebel, bevor sie "ausgetrieben" hat, der Länge nach (1), so sehen wir ganz unten einen kurzen, plattgedrückten Stamm, die Zwiebelscheibe. Diese setzt sich
Zur Aufnahme der Nahrung aus dem Boden trägt die Zwiebelscheibe einen Kranz faseriger Wurzeln.
2. Da - wie wir gesehen haben - die oberirdischen Teile bereits in der Zwiebel ausgebildet sind, ist die Tulpe auch imstande, schon zu Beginn des Frühjahres zu grünen und zu blühen.
3. Die oberirdischen Teile sind jedoch in der Zwiebel nur klein und unentwickelt. Sie bedürfen daher noch einer Menge Baustoffe, bis sie über den Erdboden hervorgedrungen sind. Diese Stoffe entnehmen sie der Zwiebel. Daß dies wirklich der Fall ist, zeigen die Zwiebeln, die wir in Hyazinthengläsern "treiben": obgleich sie nichts weiter als reines Wasser erhalten, bilden sie doch Blätter, ja sogar Blüten. Die Zwiebel stellt also eine reichgefüllte Vorratskammer dar. Die Vorratsstoffe liegen in den dicken, fleischigen Zwiebelschalen aufgespeichert.
4. Je mehr den Zwiebelschalen diese Stoffe entzogen werden, desto welker und trockener werden sie: die "alte" Zwiebelstirbt nach und nach ab. Es wird aber für sue ein Ersatz geschaffen: In der Achsel der innersten Zwiebelschale hat sich schon längst eine Knospe gebildet (1, 3, 4, 5E), die fortgesetzt an Größe zunimmt und die Schalen der "alten" Zwiebel immer mehr nach außen drängt. Ist diese "Ersatzzwiebel" endlich vollkommen ausgebildet, dann sind die Schalen der "alten" Zwiebel zu trockenen Häuten verschrumpft. Die Tulpenzwiebel, die wir im Sommer aus dem Boden nehmen, ist also nicht dieselbe, die im Frühjahre Blätter und Blüten getrieben hat, sondern eine Knospe oder ein Nachkomme dieser.
5. In den Achseln anderer Zwiebelschalen findet man zumeist noch weitere Knospen, die sich gleichzeitig zu Knospen ausbilden (1, 3, 4, 5B). Wenn die Schalen der "alten" Zwiebel endlich verwesen, werden sie frei und führen ein eigenständiges Leben. Diese Zwiebeln bezeichnet man als Brutzwiebeln.
6. Ersatzzwiebeln und Brutzwiebeln sind lange Zeit von den verschrumpften braunen Schalen der "alten" Zwiebel umhüllt. Da diese Blätter ungenießbar sind, bewahren sie zugleich jene Zwiebeln vor den Angriffen zahlreicher Bodentiere (Insektenlarven u. a.).
7. Gegen diese Feinde sind die Zwiebeln auch noch durch einen Giftstoff geschützt, der beim Menschen Erbrechen erregt.
B. Vom Stengel und den Blättern. 1. Stengel und Blätter, die aus der Zwiebel hervorgehen, müssen nicht selten eine dicke und Erdschicht durchbrechen. Da die Blätter zusammengelegt sind und die fast stechend harte Spitze des größten, äußeren Blattes vorangeht, durchdringt der "Trieb" den Boden ziemlich leicht.
2. Der Stengel ist rund, saftig und brüchig. Die Blätter sind ungestielt, umfassen den Stengel scheidenartig, stehen schräg aufwärts und haben meist die Gestalt deulticher Rinnen. Daher rollen auch die Regentropfen, von denen sie getroffen werden, nach innen ab (Versuch!) Das Wasser wird also dorthin abgeleitet, wo sich die Wurzeln befinden. Das Abrollen der Tropfen erfolgt umso leichter, als die Blätter mit einer bläulchen Wachsschicht bedeckt sind, die kein Wasser "annimmt". -Die Blattfläche ist von feinen Blattnerven (Blattadern, Blattrippen) durchzogen, die unverzweigt in der Richtung des Blattrandes verlaufen.
C. Von der Blüte (3 und 6). An der Blüte können wir nicht wie beim Scharbockskraute Kelch und Blütenblätter unterscheiden; es findet sich nur eine einfache Blütenhülle von sehr wechselnder Färbung. Ihre 6 Blätter sind zu 2 Kreisen geordnet. Auch die 6 Staubblätter stehen in 2 Kreisen. Sie umgeben den Stempel, der aus einem dreifächerigen, säulenartigen Fruchtknoten und einer dreilappigen Narbe besteht.
Die Übertragung des Blütenstaubes auf die Narbe (Bestäubung) wird durch Insekten bewirkt. Die auffallend große senkt die Blicke der Insekten leicht auf sich. Diese speisen von dem Blütenstaub, der in den großen Staubbeuteln so reichlich vorhanden ist, daß die Besucher ohne Schaden für die Pflanze davon entnehmen können. Honig enthält die Blüte nicht.
Wenn aber auch aus der Blüte keine Frucht hervorgehen sollte, so stirbt die Tulpe doch nicht, ohne "Nachkommen" hinterlassen zu haben; denn die Ersatzzwiebel und die Brutzwieben sorgen dafür, die Pflanze zu erhalten und zu vermehren.
Im hellen Sonnenscheine, breiten sich die Blätter der Blütenhülle auseinander. Abends schließt sich die Blüte wieder (8). Bei trüben und regnerischem Wetter öffnet sie sich gar nicht. (Bedeutung?)
D. Von der Frucht. Die Frucht ist einen Kapsel. Sie enthält in jedem der 3 Fruchtfächer 2 Reihen Samen (7) und öffnet sich bei der Reife mit 3 Klappen (9). Da der Stengel jetzt trocken und elastisch geworden ist, vermag der Wind die Samen leicht auszuschütteln (Schleuder!). Die Samen sind flache leichte Scheiben, können also vom Winde verweht werden (Bedeutung?).
* Auf der Tafel 2 ist nicht die Gartentulpe, sondern die wohlriechende Tulpe dargestellt, weil diese sich von allen Tulpenarten am leichtesten im Blumentopfe ziehen läßt. Sie stimmt mit der Gartentulpe in allen wesentlichen Punkten vollkommen überein. - Vgl. den Anhang über Zucht und Pflege der Tulpe.
1930 — Böttner, Johannes [d. J.]: Gartenbuch für Anfänger, Frankfurt/Oder u. Berlin.
Tulpenzwiebeln werden im Oktober 6 Zentimeter tief gepflanzt, kleine Sorten mit 12, mittlere mit 15, große und hohe mit 18 Zentimeter Abstand. Die Tulpenbeete werden vor Frost durch aufgedecktes Reisig von Wacholder oder Fichten geschützt.
Sind die Blumen abgeblüht, dürfen die Zwiebeln noch nicht gleich herausgenommen werden; die Blütenstengel werden dann abgeschnitten, aber die Blätter müssen bleiben, bis sie von selbst eingehen, dannerst werden die Zwiebeln ausgehoben, scharf getrocknet und trocken aufbewahrt. Nährstoffreicher, aber milder Lehmboden sagt den Tulpen gut zu, außerdem brauchen sie, wenn sie eine Reihe von Jahren kräftig bleiben sollen, viel kurzen Dünger.
Niedrige Sorten mit kleineren Blumen sind die frühen Duc van Tholl-Sorten, die besonders in leuchtend scharlach, gelb, weiß und einigen Zwischenfarben zu haben sind.
Etwas höhere Sorten (30 Zentimeter), auch noch frühblühend, sind: Jost van Vondel, La Reine, Weißer Schwan, welche weiß blühen; Vermillon und Maas, leuchtendrot; La Précieuse, rot und weiß gestreift; Thomas Moore, rosa; Grand duc, rot mit gelbem Rand; Van der Neer, violett. Die genannten Tulpen blühen einfach; schöne gefüllte Sorten sind: La Candeur. weiß; Murillo, leuchtendrosa; Vuurbaak, tieffeuerrot; Veronika, dunkelrot mit gelbem Rand; Prince d#39;Orange, gelbrot (schwachwüchsig). Die Preisverzeichnisse bieten eine große Zahl von Sorten an; man achte auf Blütezeit, Farbe und Höhe bei gemischten Pflanzungen.
Eine besondere Art, welche 50 bis 70 Zentimeter hoch wird und in den letzten Jahren sehr verbessert wurde, sind die "Darwin-Tulpen". Wüchsige schöne Sorten sind: Psyche, rosa; Prinzesse Elisabeth, karminrosa; Königin der Niederlande, tiefrot; Ariadne, feuerrot; Europa, karmin. "Papagei-Tulpen" sind interessant durch Blütenform, streifigbunte Farben; sie blühen später als die niedrigen Sorten. Tulipa Greigii hat große, schwarzrote Blätter und spätblühende, große orangerote Blumen. Tulipa Foersteriana, mit grünen Blättern und großen Blumen, der vorgenannten ähnlich. Auch die Rembrandt-Tulpen mit getuschten Blütenfarben, etwa 35 Zentimeter hoch, sind sehr beachtenswert.
1934 — Sinclair Rohde, Eleanour: Gardens of Delight, London & Boston.*
Tulips are the most colourful of all the late spring-flowering bulbs, the most vivid jewels in the May garden. I am glad that at last we are returning to the custom of planting them as they were planted when first introduced three hundred years ago—in mixed colours.
Anyone can plant a bed of a hundred, or for that matter a million tulips, if they can afford
I like, too, the modern custom of planting them, especially in small gardens, rather sparcely amongst other spring flowers taller than carpeting plants, but not so tall as the tulips. For instance, in one small house I know the long low windows of the only sitting-room look out on a diminuitive paved court, and on two sides it is bounded by beds on a slight slope, ending in low parapets. The edges are a cascade of aubretias (pink, lavender, purple and pinkish mauve), golden alyssum, arabis candytuft, etc., and beyond are the May-flowering tulips in varied colours, set amidst a soft 6-inch high carpeting of Dicentra formosa, with its feathery leaves and charming pink flowers. In background are hedges of broom (the lovely Moonlight), a perfect finish to a charming spring picture. Incedentally, although Dicentra formosa looks so light and feathery the individual root take a lot of space, also the young growth in spring, and the plants should be a foot apart.
I saw another unusual and pleasing arrangement in a small front garden—tulips of different colours amidst little clumps of London Pride and Siberian wallflower. It was very gay, and the delicate heads of the London Pride vset off the tulips to perfection, the Siberian wallflowers supplying the touch of yellow which is as essential in a mixed flowerbed as in a piece of needlework. Tulips look curiously effective when planted on a slight slope, but it must be only a very slight slope. In great beds they are naturally gloriously effective though they always need an edging such as forget-me-nots or polyanthus. But I think I like them best of all grown as one so frequently sees them in small gardens, all different colours spaced rather widely in a carpet of aubretias, mossy saxifrages, double daisies, alyssum saxatile and forget-me-nots. Planted thus it is essential to plant those thatt will flower at the same time. Princess Wilhelmina is a beautiful early-flowering pink tulip, but for vivid effect nothing touches the rich cerise of Pride of Haarlem for spacing amongst low-growing spring flowers.
In one small garden I saw, the entrance was a straight path under a rose pergola leading from the gate to the door, and I do not think there was altogether more than three dozen Pride of Haarlem spaced about 18 inches apart, but the effect was remarkable. On either side of the path was a thick border about a foot wide of that charming-old fashioned carpeting plant Blue-eyed Mary (Omphalodes vernum), smothered with its lovely little blue flowers. and behind were the tulips, grown amidst a mixture aubretias, saxifragas, alyssum, variegated arabis and here and there a few clumps of forget-me-nots to "pick up" the blue of Blue-eyed Mary.
The early spring tulips and the early double kinds flower during April, and very few of them exceed a foot in height. They are valuable for their early flowering, but otherwise they cannot compare with the May-flowering Parrot, Darwin, old English and Dutch tulips. Amongst the early-flowering single tulips the following are the earliest and look well together : Proserpine (a good pink, globular flowers with white centres), Van der Neer (rich violet, large flowers), Diana (beautiful pure white flowers), Yellow Prince (delicately scented). There is also the popular Kaiserkroon (scarlet flowers edged yellow), but it does not associate well whith the above-named tulips.
The earliest and most attractive of the double tulips are Couronne d'Or, a good rich yellow, and Boule de Neige, accurately described by its name. The popular Murillo flowers slightly later. Single and double tulips do not get well together at all, and personally I do not care for mixtures of double tulips.
If early flowering is not the chief consideration the double tulip I should choose would be the lovely Bleu Celeste, the true Blue Flag tulip that does not flower till May. I think it is one of the best. It is a soft bluish mauve—not ‘blue’— and grows nearly 2 feet high.
If tulips are to flower at the same time the planting cannot be carelessly done. Planted at uneven depths, they naturally flower unevenly. On light soils the early-flowering singles and doubles should be planted in November 5 inches deep and on heavy soils 4 inches deep. The May-flowering tulips should be planted a good 7 inches deep on light soils and 6 inches deep on heavy soils. The tulips that can be most easily naturalised are the old English and Dutch tulips. But other tulips should be lifted when the foliage has faded and stored in a sunny dry place. If possible they should never be planted two years running in the same ground. If it is impossible to avoid this, the site should be limed and as much fresh soil as possible incorporated.
Scented tulips appeal very strongly to some people, though my own sympathies are with Henry van Oosten, the great Dutch tulip loverof the early eighteenth century, who wrote: "Those that are so mightily for the Smell may supply themselves with Perfumes and the easier be content without this quality in this Queen of Flowers, for this might weaken or lessen her Beauty ond Pleasantness."
Amongst the early single tulips those with the best scent are the justly popular De Wet, Thomas Mooreimproved (both a rich orange), and amongst the reddish varieties the showy Prince of Austria, which ia a rich terra-cotta. The Darwin tulips are conspicuously lacking in scent, though the gorgeous Pride of Haarlem is slightly fragrant. That grand old Dutch tulip Prince of Orange, which grows well over 2 feet high, with globular flowers, rich chestnut without a yellow within, is very sweetly scented.
Dom Pedro, another old Dutch tulip, is also sweet-scented, the flowers being the deepest maroon-brown. Gesneriana rosea, G. rosea Stella and G. lutea are all very fragrant, especially the last named. The lovely little Persin tulip T. persica, which is only 3 inches high. is deliciously scented. It is only suitable for the rock garden. Its vivid flowers, yellow within and bronze without, are produced in May. The greenish yellow flowers of T. sylvestris, the wild English tulip, which produces several flowers on its tall single stem, are sweetly scented. T. australis, which is somewhat similar, except that the outside of the petals is bronze, is slightly scented.
With few exceptions the species are so expensive that most people can afford to grow them in the rock garden or in pans under glass. The gorgeous T. Fosteriana and T. Tubergeniana, both from Bokhara, the charming little T. linifolia and T. polychroma, T. Ingens, T. Batalini and T. Kolpakowskiana cost two or three shillings each bulb. One of the most beautiful species, T. Kaufmanniana, is a far less expensive treasure, and a small cluster of these flowers in bloom in the rock garden is a delight. They flower towards the end of March, and in sunlight open almost flat creamy golden-centered flowers, pinkish on the outside of the petals. They are only about 6 inches high, but the flowers are large.
One of the loveliest of all species is the "lady tulip," T. Clusiana. This dainty little tulip produces its graceful flowers (cherry-redon the outside and white within) on 8-inch stems. It only succeeds in mild parts and needs a sunny, sheltered spot, light sandy soil, the protection of stones and to be planted quite 8 inches deep. The latest of the species to flower is the striking T. Sprengeri. Its vivid orange-red flowers on 18-inch high stems are produced in early June.
(Seiten 89- 93)
1942 — Böttner, Johannes [d. J.]: Gartenbuch für Anfänger, Frankfurt/Oder u. Berlin.
Die Tulpe (Tulipa) ist eine der ältesten Zwiebelblumen des Gartens und auch eine der beliebtesten. Wir können uns wohl keinen Frühlingsgarten ohne die vielfarbigen, hohen, niedrigen, formschönen und meist auch duftenden Tulpenblüten vorstellen. Tulpenzwiebeln werden im Oktober gelegt, und zwar etwa 10 cm tief, kleine Sorten mit 13, mittlere mit 15, große und hohe mit 18 cm Abstand. Die Tulpenbeete werden vor der Frostzeit mit Tannen- oder Fichtenreisig abgedeckt. Sind die Blumen abgeblüht, dürfen die Zwiebeln noch nicht gleich herausgenommen werden; die Blütenstengel werden dann abgeschnitten, aber die Blätter müssen bleiben, bis sie von selbst eingehen, dann erst werden die Zwiebeln ausgehoben, getrocknet und aufbewahrt. Das Herausnehmen bedeutet aber immer eine Störung, deshalb sollten wir bei durchlässigem Boden die Zwiebeln besser an Ort und Stelle lassen. Auf alle Fälle brauchen Tulpen, wenn sie eine Reihe von Jahren kräftig bleiben und reich blühen sollen, viel kurzen Dünger. [...]
1954 — Rommel, Alfred, Die Entstehung des klassischen französischen Gartens im Spiegel der Sprache, Berlin.
Die Tulpe dringt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit einer bestimmten Art von der Türkei über den Balkan nach Italien vor. Unabhängig hiervon wird sie von dem kaiserlichen Gesandten Busbeck um die Mitte des Jahrhunderts nach dem Norden eingeführt. Bei ihrem allmählichen Vordringen bringt sie die volle Form des türkischen Ausgangswortes tülbend‚
1954 — Grunert, Christian: Pflanzenportraits, Hamburg.
Tulipa
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Auch die Tulpen stammen aus dem Orient. Von den vielen Blumen dort, die in unseren Breiten heimisch geworden sind, haben sie die größte Verbreitung erlangt. Die Züchter räumen ihnen oft mehr Anbaufläche ein
Nach Europa kamen kamen solch türkische Tulpen im Jahre 1554, durch Vermittlung von Ogier Ghislain de Busbecq, der sich im Stile jener Zeit Busbequius nannte und weiland Kaiserlicher Gesandter am Hofe Sulimans des Großen war. Busbecq kaufte sie zusammen mit andern Knollen, Sämereien, Tieren und Merkwürdigkeiten aller Art für den Prager und Wiener Hof und berichtete in seiner »Legationis Turcicae epistolae« ausführlich darüber. Den Namen der Blumen erklärt er als von ‘tulbend’, der persischen Bezeichnung für die Typische Kopfbedeckung der Muselmanen, also von Turban, wie wir sagen, abgeleitet, dem die Blumen ähnelten. Vielleicht gleichzeitig mit Busbecqs Sendungen oder etwas später gelangten ferner über Venedig nach Augsburg Zwiebeln. Gesner sah sie zum Beispiel dort 1559 im Garten des Patriziers Joh. Heinrich Herwart blühen, und in den Anlagen der Fugger gabe es bald dsanach auch welche. Aus Prag, Wien und Augsburg wiederum erhielten die Niederländer diese neue Blume und begannen sie alsbald zu vermehren. Seit 1585 gibt es in Holland Blumenzwiebelzucht und -handel. In dem leichten, sandigen und zugleich fruchtbaren holländischen Boden mit seinem hohen Grundwasserstand wuchsen die Tulpen vorzüglich. Man zog die Brut auf und säte aus, so dass bald neue Sorten entstanden, deren Zahl weiterhin durch die mannigfaltigen Sports vermehrt wurde, die gerade bei den Tulpen häufig auftreten. Als Sport bezeichnet man plötzliche Veränderungen von Farbe und Blütenform, die nicht auf Erbspaltungen beruhen. Anno 1629, vor der eigentlichen Tulpenmanie, gab es nach Parkinson schon an einhundertfünfzig Züchtungen und daneben zahlreiche Sämlinge, die noch vermehrt werden mußten. Zwischen 1634 und 1640 erreichte diese bekannte Leidenschaft ihren Höhepunkt. Tulpenzucht unde der Besitz besonderer Spielarten galten als das höchste, Wichtigste und das einträglichste Geschäft hienieden. Arm und Reich, Mitglieder aller Gilden und Stände befaßten sich mit Tulpen. Man spekulierte in Tulpen, und über Nacht wechselten um einige Knollen Vermögen ihre Besitzer. Für ausgefallene oder auch bloß neue Farben und Tönungen wurden Unsummen ausgeworfen. Durch den Verkauf eines kleinen Satzes der Sorte ‘Van Eyck’ erzielte so ein bis dahin bettelarmer Handelsmann fast eine Viertelmillion, eine einzige Zwiebel von ‘Semper Augustus’ brachte ihrem Züchter 13000 Gulden, eine von ‘Admiral Enkhuizen’ 6000 und eine von ‘Admiral Luitkens’ runde 5000 Fladen. Für eine Knolle von ‘Vive le Roi’ erhielt ihr Besitzer in natura 2 Lasten Weizen, 4 Lasten Roggen, 4 kräftige Ochsen, 8 Ferkel, 12 Schafe, 2 Oxhoft Wein, 4 Tonnen Achtguldenbier, 2 Tonnen Butter, 1000 Pfund Käse, ein Bündel feine Kleider und einen Goldbecher. 1637 wurden in dem Städtchen Alkmar zugunsten des dortigen Waisenstifts für 120 verschiedene Zwiebeln samt Brut runde 9000 Gulden erzielt, eine einzige Zwiebel der Züchtung ‘Vizekönig’ erbrachte 4203 Gulden. Und dergleichen Preise zahlte man in Zeiten, als ein Bushel Weizen ganze 2 Gulden kostete. Die Züchter versuchten mit allen denkbaren und manchen unsinnigen Mitteln, durch Mast- oder Hungerkultur, durch frühes oder spätes Roden, durch Kältebehandlung und Chemikalien neue Spielarten, vor allem Sports zu erzielen, und neben dem Zwiebel- und Neuheitenhandel blühte der Absatz von Geheimrezepten, um Novitäten zu erlangen.
Das Ungewöhnliche und Erstaunliche dieser Tulpenmanie sind indessen weder die Einzelheiten, so absonderlich auch viele davon anmuten, noch die plötzliche allgemeine Erhitzung und Verwirrung der Gemüter und der Köpfe, dieser Taumel, der jedermann erfaßte - dergleichen hat es vorher und später oft mit Aktien, Claims auf Goldfeldern gegeben-: erstaunlich ist jedoch, daß eine vor kurzem eingeführte, leicht mutierende Blume solche Wirbel hervorrief und damit ins Zentrum des Geschehens einrückte.
Plötzlich aber trat der Lauf der Entwicklung wieder in sein normales Bett zurück. Entsprechend der Größe der Verblendung waren die Folgen dieser Umkehr beträchtlich, insbesondere stockten Anbau und Zucht einige Jahre fast ganz. Doch bereits 1670 blühte die Tulpenkultur wieder, als wäre nichts geschehen. Der Anbau war bald größer als vor dem Zusammenbruch, es wurden auch vereinzelt hohe Preise für gute Neuheiten bezahlt, wenn auch niemals wieder so phantastische wie dreißig Jahre vorher. Die Sortimente wuchsen, neue Rassen tauchten auf. Es würde indessen zu weit führen, diesen zuweilen Krausen Fortgang in seinen Einzelheiten zu schildern, und von einigen kurzen Hinweisen hätte niemand Nutzen. Denn die Würze aller solcher Abläufe, ihr eigentllicher Zauber liegen stets in einer gewissen Vollständigkeit und in ihrer geheimen Logik. Man muß solche Vorgänge in allen Einzelzügen kennen und schildern, in ihren Alltäglichkeiten und in ihren Sonderheiten. Weder summierende Reflexionen noch ein pedantisches, trockenes Aufzählen von Namen, Daten und Fakten vermögen dem, der sie nicht selbst erlebte, die verflossenen Tage zurückzuzaubern, um so kräftiger und sicherer aber angemessene Vergleiche oder etwa die Erwähnung eines Duftes, den wir selbst eingesogen haben.
Aus der Geschichte der Tulpenzucht sei nur, quasi als weiteres Beispiel für die eigentümliche Macht der Tulpe, noch erwähnt, dass zwischen 1730 und 1870, also fast fünf Menschenalter lang, zuerst die Tulpenzucht, späterhin auch die Hyazinthenzucht in der Berliner Pflege Fuß fassten und zu hoher Blüte gelangten. Einige Jahrzehnte war der Blumenzwiebelanbau an der Spree fast so bedeutend wie der niederländische – aber nicht das kärglichste Restchen ist davon übriggeblieben!
Holländische Emigranten und angeworbene Kolonisten hatten die neue Kultur als Möglichkeit mitgebracht und, als sie den Berliner Boden von gleicher Beschaffenheit und Eignung dafür gefunden wie die verlassenen in der Heimat, ungesäumt ihr angestammtes, vertrautes Geschäft wieder aufgenommen. Und da Zucht und Anbau auf für Blumenzwiebeln jungfräulichen Ländereien von eingefuchsten Gärtnern betrieben wurden, erzielte man im Berliner Anbaugebiet alsbald die gleich gute Ware wie in Holland. Von Jahr zu Jahr besetzten Nachkommen der ersten Holländer immer größere Quartiere mit Brut oder jungen Sämlingsknollen, woran sich schließlich auch die einheimischen Gärtner beteiligten. Bereits 1760 verschickten die Berliner Anbauer nach dem niederländischen Vorbild Kataloge über »viele, gar schöne Arten von Bluhmenzwiebeln«, die man gezogen hatte. Man bot sowohl Tulpen als auch Hyazinthen, Crocus und Kaiserkronen an, wovon im Laufe der Jahre die »Tinthchen« sogar weitaus überwogen. 1837 expedierte zum Beispiel der Berliner Gärtner Krause anderthalbe Millionen Hyazinthen, darunter 6000 Stück einer Neuheit ‘Henry le Grand’, welche geschlossen nach Holland gingen. Fünf Jahre später war sein Kollege Moewes der Blumenzwiebelkönig mit einem Versand von zweiundeinerhalben Million Knollen, er bot 357 Hyazinthen- und hundert Tulpensorten an. Die glatte Hälfte aller damaligen Berliner ‘Kunstgärtner’, wie sich die Blumenzüchter zum Unterschied von den Gemüseanbauern, den Krautgärtnern oder Krautern nannten, volle zwei Hundert von insgesamt vierhundert Betrieben befaßten sich zu dieser Zeit mit der Blumenzwiebelkultur. Viele wurden damit wohlhabende Leute, einzelne sogar Millionäre, die sich Pferd und Wagen hielten und als Hüte Zylinder trugen. Anno 1840 veranstalteten die Berliner Blumenzwiebelzüchter in der Fruchtstraße eine so prächtige Schau ihrer speziellen Erzeugnisse, daß der Hof sie mehrmals besichtigen kam. Auch in den folgenden Jahren fanden solche Ausstellungen statt, deren Zuspruch immer größer ausfiel - vor allem freilich, nachdem ein findiger Kopf den Einfall hatte, diese mit Restaurationsbetrieb und Monstrekonzerten zu koppeln, bzw. die Blumenveranstaltungen in ihren Dienst zu stellen. Als Eintrittsgeld forderten die Wirte bis 5 Silbergroschen, was aber niemanden abschreckte, denn an einzelnen Tagen stellten sich - wie es heißt - so zahlreiche Schau- und Vergnügungssüchtige ein, daß die Kassierer nicht einmal Zeit fanden, die vereinnahmten Münzen abzuzählen, sondern diese »körebeweise in die Gute Stuben schütten« mußten. Zur großen Schau von 1841 lud der Besitzer veines Vergnügungslokals mit folgendem Inserat in der Vossischen Zeitung ein: »Montag und Dienstag großes Konzert und wissenschaftliche Vorträge. Eröffnung der Hyazinthen-Ausstellung abends 8 Uhr. Droschken werden vergütet.«
Zum Erliegen kam der Anbau durch die rapide Zunahme der Stadt Berlin. Bodenspekulation und Mietskasernen brachten doch mehr ein als Tulpen und Hyazinthen. Auch sank durch mehrere Wasserwerke der Grundwasserstand immer weiter ab, so daß den Zwiebeln die nötige Feuchtigkeit von unten zu fehlen begann. Und nicht nur jene Berliner Blumenzwiebelfelder sind verschwunden, als hätte es rechts und links der Spreeufer nie welche gegeben, sondern auch die allermeisten Tulpen- und Hyazinthensorten jener Zeit gingen verloren. Das gleiche gilt von den frühen holländischen und allen sonstigen Züchtungen. Man muß sich an die alten Blumenbücher halten, wenn man etwas über ihr Aussehen wissen möchte. Viele Schilderungen enthalten freilich zahlreiche Irrtümer oder einfache Fabeleien. So darf man zum Beispiel den Basler Stadtphysikus Th. Twinger nicht beim Wort nehmen, der in seinem „Theatrum Botanicum“ [erschienen 1699 zu Basel] neben verschieden roten, gelben und weißen auch von schwarzen, braunen, grünen, blauen und sogar von himmelblau blühenden Tulpen berichtet, von denen er allerdings keine selbst gesehen habe. Es gibt und gab gelblich-grüne, mit grünen Flecken und Zonen, so gefärbten Punkten und Streifen versehene, desgleichen dunkelbraune, violettbraune, purpurbraune Tulpenzüchtungen, aber niemals und nirgends reinblaue und himmelblaue. Der Chromosomensatz der Tulpen enthält kein Gen, kein Genfragment für diese Farbe. Wie die Tulpen des neunzehnten Jahrhunderts aussahen, kann man dagegen aus den vielen botanischen Tafelwerken der Zeit leicht ablesen. Die meisten guten Züchtungen dieser Epoche wurden in kunstvollen Kupfern, mit der Hand ausgemalt, festgehalten, wobei die Maler mit höchster Akkuratesse und Farbtreue arbeiteten. Es ist ein Genuß für sich, in solchen Bänden zu blättern. Im ganzen zeigt sich dabei, daß man vor allem bunte, mit Flammen, Federn, Strichmustern und schön geschwungenen Linien verzierte Blüten schätzte, während einfarbige nur wenig galten. Die alten Tulpen ähneln unsern heutigen Breder- und den sogenannen bizarren Tulpen sehr. Je zierlicher und reicher die Zeichnungen, je ungewöhnlicher oder aparter ihre Grundfarben ausfielen, um so höher bewerteten Züchter und Blumenfreunde einen Sämling oder Sport. Man verlor sich freilich immer mehr ins Spielerische und Kleine und wäre mit den Jahren in Erstarrung und Nichtigkeitskrämerei abgesunken, wenn die Zucht sich nicht auf künstliche Befruchtung, auf die Verwendung neu entdeckter Wildarten umgestellt und sich so gewandelt hätte. Tatsächlich hatten die Gärtner bis weit ins neunzehnte Jahrhundert entweder wahllos ausgesät oder auf die Sports gewartet bzw. diese künstlich zu erzeugen sich bemüht. Die meisten Sorten brachten welche, aber auf die Dauer kann niemand damit wirtschaften. Nach einer je nach Sorte kürzeren oder längeren Kulturzeit ‘brechen’ [wie der Fachmann sagt] auf bislang ein- oder mehrfarbigen Blumen anderere Farben ‘durch’: ohne jedes Zutun tauchten auf dunklem Grunde in hellen oder noch dunkleren, auf hellem Grunde in dunklen Tönen die erwähnten Flecken, Zonen, Streifen, Flammen oder Federn auf und änderten sich später weiter ab. Die Neigung, solcherweise zu mutieren, war und ist nicht bei allen Züchtungen gleich stark; manche tun es leicht, andere selten. So spalten die Darwin-Tulpen in der Regel keine Varianten ab, doch gibt es auch bei ihnen Ausnahmen, die in den letzten Jahrensogar häufiger auftreten als bis vor kurzem. Aus den Darwin-Tulpen stammen zum Beispiel die Rembrandt-Tulpen, eine neuere Klasse mit gelblich-weißen oder weißen Mustern und Zeichnungen auf roten, rosa oder violetten Grundfarben. Ein scharfes Auge wird allerdings sofort erkennen, daß sie niedriger bleiben [ungefähr 20 cm], dünnere Stile haben und nicht so stattliche Zwiebeln bilden wie ihre Stammeltern, daß also mit dem Durchbrechen eine Verringerung der Wuchskraft einhergeht, was schon Darwin erwähnt. Eine derartige Schwächung kann man ferner an den Papagei-Tulpen-Neuheiten bemerken, welche entweder aus den Frühen-Einfachen-Sorten oder gleichfalls aus den Darwin-Tulpen entstanden. Sie alle: ‘Blue Parrot’, möglicherweise ein Sport der Darwin-Tulpe ‘William Copeland’, mit zart heliotropfarbenen Blumen; ‘Capriccio’, eine Variante von ‘Fantasy’, feurig lachs mit weißen, dunkelroten und grünen Strichen und Zacken; ‘Eleonora’, aus einer frühen Einfachen stammend, karmoisinfarben blühend mit violetten Lichtern und Streifen; ‘Fantasy’ selbst, eine Mutante der Darwin-Sorte ‘Clara Butt’ mit prächtig rosa getönten, weiß und grün gezeichneten Blumen; ‘Lady Derby’, wie ‘Blue Parrot’ der Sport einer mauvefarbenen Darwin-Züchtung, rauchviolette, mit rosa und dunkleren Strichen gezierte Blüten bringend; ‘Sundew’, aus der Darwin-Tulpe ‘Orion’ stammend, feurig karmin im Flor; und schließlich ‘Thérèse’, eine Variante von ‘Farncombe Sanders’ [ebenfalls eine Darwin-Sorte], glühend rosa mit verschiedenenroten Flammen - sie zählen zwar zu den herrlichsten Neuheiten der letzten Jahre. Denn sie bringen auf viel höheren Stengeln als die alten Papageitulpen [die oft kaum 20 cm hoch werden] märchenhaft bunte, phantastisch geformte, ungewöhnlich große Blüten, wunderbar krause Einfälle der Natur. Aber sie wachsen ebenfalls weniger kräftig als die Elternsorten.
Die erwähnte Schwächung wird schließlich neben der allgemeinen menschlichen Unzulänglichkeit, die [wie bekannt] die mannigfachsten Einbußen und Verluste verschuldet, auch die Hauptursache für den Hinschwund fast aller alten Spielarten sein, von welchen viele Sports waren. Denn allmählich setzen solche weniger Brut an, die wiederum länger kultiviert werden muß, ehe die Zwiebeln die handelsübliche Stärke erreichen. Und zuletzt hört jeder Zuwachs ganz und gar auf.
So willkommen den früheren Züchtern, die nicht zu kreuzen verstanden, das Durchbrechen war, so wenig wußten sie dessen Ursachen. Erst vor rund fünfzehn Jahren gewann man im Verlaufe allgemeiner, umfassender Tulpenstudien, die Sir Daniel Hall als Chef der John-Innes-Horticultural-Institution in Merton [England] in Gang brachte, darüber Klarheit. Von Sir Hall stammt auch das schöne ‘Book of The Tulip’, eine Art Tulpenbibel. Zusammen mit ihm fanden Miss Coyley und McKenny Hughes, daß Viren das Durchbrechen hervorrufen, welche wiederum von Blattläusen breitgeschleppt werden, wozu Hughes noch entdeckte, daß je nach der Virusart der Durchbruch und seine Muster verschieden ausfallen. Im einzelnen fixierte man vier Formen oder Stufen des Durchbruchs, und zwar 1) full break, die kräftigste Veränderung, 2) dunkle Federn auf hellgelbem oder weißem Grunde, 3) self-break, das sind dunkle Muster auf ebensolchen Grundtönen, und 4) clotted break, Klümpchen-Durchbruch, die mildeste Form. Dem Amerikaner F. P. McWorther glückte es sodann, zwei Virenarten zu isolieren, und diese mit Nadeln auf junge Knospen zu übertragen, wonach sich auf den erblühten Blumen teils dunkle Striche, teils helle Zeichnungen einstellten. Das gleiche wiederholte sich in Merton bei der Darwin-Tulpe ‘Bartigon’, die sonst wenig mutiert. Alle so behandelten Versuchspflanzen begannen erwartungsgemäß auch schwächer zu wachsen.
Die Spintisierer unter den Gärtnern, es gibt sie bei uns wie in jedem Berufe, haben aus diesen Funden die verschiedensten Schlüsse gezogen. Es läßt sich ja über alles unter der Sonne, die nach dem Worte des Psalmisten über Gerechte und Ungerechte gleichermaßen scheint, philosophieren. Man hat das Durchbrechen als Alters- und Abbauerscheinungen bezeichnet. Es ließe sich - wie jemand bemerkte - daraus schließen, daß die Natur zuweilen keinerlei Maß achtet und dabei sich selbst gefährdet. Ferner: daß dem Ungewöhnlichen, der Steigerung, der hohen Ausnahme Schäden gegenüberstehen [offensichtliche und wohl auch geheime, je nachdem], daß, mit anderen Worten, Schönes durch Verzichte erkauft werden muß. Man könnte wohl auch von Entartung sprechen und deren Folgen; man könnte auch von Übermut sprechen, von dem bekanntlich das Sprichwort meint, er tue selten gut. Man könnte über das Wesen und den Charakter der Ursachen nachsinnen, über die mannigfachen Arten derselben...über die handgreiflichen, offen zutage liegenden, einfachen Ursachen und über die sonderbaren, undurchsichtigen, geheimen, die nie ans Tageslicht kommen. Desgleichen ließe sich über die Folgen als solche nachdenken. Folglich können - wie jedermann allzugut wissen wird - ganz verschieden ausfallen, und oft genug entziehen sie sich jeglicher Voraussage. Es gibt Folgen, die wir berechnen können, und es wäre zu prüfen, warum, und warum andere nicht.. Es wäre zu ergründen, welcher Art letzten Endes die berechenbaren und welcher die unberechenbaren seien.
Man braucht aber vielleicht gar nicht so weit umherzuschweifen, um das Rätsel des Durchbrechens bei den Tulpen und alle anderen Tulpengeheimnisse zu lösen und zu entschleiern. Man betrachte diese Pflanzen einfach bei guter Stunde, mit Ernst, Liebe und vollkommenster Aufmerksamkeit — und alsbald werden sich sämtliche Fragen wie von selbst beantworten. Alles, was uns an den Tulpen verblüffte, was uns entzückte oder narrte, was uns unerklärlich oder selbstverständlich erschien, das sind Wesenszüge dieser Blumen. Die Tulpen können in Wahrheit gar nicht anders als tulpenhaft sein! Die Tulpen sind Liliengewächse und gehören somit einer Pflanzenfamilie an, die nur wenig ihresgleichen hat. Es gehören die Kaplilien, die Lauche, die Aloe, die Asphodelos und die Inkalilien, die Spargelarten, die Aspidistra, Dracaenen und ihre Luxusausgabe, die Cordylinen, das seltene Dasylirion, Eremurus und die Zahnlilien zu ihren engen Verwandten. Desgleichen sind die Kaiserkronen, die sukkulenten Hawothien, die Taglilien, Funkien, Hyazinthen und die Fackellilien oder Kniphofien, die herrlichen Lapagerien des Gewächshauses, die Lilien selbst, die Traubenhyazinthen oder Träubel, die Milchsterne, das Salomonsiegel [auch Gretchen unterm Busch genannt], die Scilla, die Waldlilien Amerikas, die Veltheimien, der Germer und die Yucca - ihre Vettern. Weitläufig sind sie sogar mit den Amaryllisgewächsen und den Iridaceen verschwägert. und alle bstaunen wir als Meisterstück der Natur, mögen sie niedrig bleiben und bald wieder vergehen oder mannshoch aufschießen und ein sagenhaftes Alter erreichen wie der berühmte tausendjährige Drachenbaum auf Teneriffa, den Humboldt schildert.
Viele Lilaceen wachsen in steppenhaften Strichen wild, in Strichen mit einem überschäumenden, blendend bunten Frühling, der jedoch rasch vergeht und dem vielfach ein langer, oft ein glühend heißer, trockener Sommer folgt, dessen Dürre alles Pflanzenleben zu versengen scheint. Doch immer wieder tauchen im nächsten Frühjahr aus ihren Knollen, Zwiebeln und Rhizomen all die farbenfrohen Blumen auf, die jeden Wanderer entzücken, gleich ungestüm, ebenso bunt und üppig wie je zuvor, und die Tulpe ist ein würdiger Genosse all dieser Blumen. Auch sie kommt in steppenhaften Strichen wild vor, sie beeilt sich im Frühjahr und blüht rasch auf, dann verdorrt ihr Laubwerk und sie zieht sich in die Zwiebel zurück. Wie lange die Tulpen dieses glühende, schwierige Leben schon führen, weiß niemand; sie führen es ohne Zweifel schon länger, als man sich vorstellen kann, und doch haben sie dabei keinen Schaden erlitten, sind sie nicht allmählich ermattet. Seit Jahrmillionen vielleicht schon gehören sie zum eisernen Bestand dieser unsrer Erde - braucht man da wirklich zu fürchten, daß sie nun anfangen zu degenerieren? Einzelne Formen mögen dahinsiechen [wie ihr Laub vertrocknet, wenn der Frühlingsregen aufhört, aber als Gattung sind sie so unsterblich wie irgendeine andere urtümliche Erscheinung hienieden. Man darf die Episoden nicht zu ernst nehmen, sondern muß sich an die Tendenz halten. An die Stelle der verschwundenen Sorten sind neue getreten.
Schon der Name Tulpe spiegelt die ungestüme Triebkraft, den eigentümlichen Elan dieser Blumen wider. Jede Silbe des Wortes Tulpe beginnt mit einem starken Mitlaut, der die Lippen wie ein Pfeil verläßt. Die Silben selbst werden kurz und forsch ausgesprochen und enthalten jede nur einen Vokal. Und zwar die erste das U, den Laut der Tiefen, der ursprünglichen Kräfte, der Urverhältnisse, während der Vokal der zweiten, das E, nur eine färbende Rolle spielt, sozusagen das vorangehende P instrumentalisiert. Ein Ding, das Tulpe heißt, vergeht nicht gleich einer flüchtigen, seltenen Laune. Solch ein Wesen ist ein Urphänomen.
Von vielen anderen Blumenzwiebeln unterscheiden sich die Tulpenzwiebeln dadurch, daß ihre Knollen nicht bestehen bleiben und im kommenden Frühjahr erneut austreiben, sondern sie sterben nach dem Flor ab. Allerdings haben sie vorher aus der Basis der alten eine größere neue, blühfähige Zwiebel und je nach Sorte drei bis vier kleinere getrieben. Die neue Knolle und die Brut, wie der Gärtner die Nebenzwiebeln nennnt, werden im August angesetzt und wachsen zunächst nur langsam voran, erst im nächsten Frühjahr beginnen sie stärker zu schwellen. Am meisten nehmen sie während der Blütezeit der Mutterzwiebel zu. Je nach der Güte des Bodens und der Wüchsigkeit der Sorte fallen sie stärker oder schwächer aus. Wenn das Laub der alten Knollen vollkommen abgestorben ist, beginnen die Züchter, den ganzen Bestand zu roden, was man auch im eignen Garten tun darf, falls man die Knollen nach Vorschrift aufzubewahren vermag. Den genauen Zeitpunkt des Rodens bestimmt das Wetter: in trockenen, warmen Frühsommern kann der Anbauer etwa Mitte Juni damit beginnen, in feuchten Jahren eben später. Die aufgenommenen Zwiebeln sollen weder zu zu kühl noch zu warm lagern, denn die Temperatur in den Aufbewahrungsräumen hat großen Einfluß auf das Austreiben im nächsten Frühjahr. Die frühe Treibware für die Gärtner verlangt sogar verschiedene Wärmegrade. Im allgemeinen hält man sie zuerst eine Woche lang bei 20° Wärme, dann bis zum Pflanzen im September bei 9°C und stellt sie schließlich nach dem Eintopfen bei leichter Erddecke im Freien auf. Die Forscher nehmen an, daß die niedrigen Temperaturen die in den Zwiebeln ruhenden Reservestoffe in Bewegung bringen. Erzielt werden die verhältnismäßig geringen Grade dadurch, daß der Züchter die Zwiebeln in mit Heizröhren versehene Räume schafft, doch statt erwärmten Wassers kaltes durch die Röhren schickt. Das Kühlen gestattet das besonders zeitige Abtreiben der Zwiebeln, aber nicht jede frühe Sorte reagiert darauf in gleicher Weise. Einzelne Sorten verlangen eine Sonderbehandlung. So blüht die Darwin-Tulpe ‘William Copeland’, eine der sichersten und besten Marktgärtnerzüchtungen, bereits zu Weihnachten [das heißt fast vier Wochen früher als die meisten Darwin-Treibsorten], wenn der Züchter sie am 25. Juni aus der Erde nehmen konnte, sie dann bis zum 22. Juli, also volle vier Wochen, bei 20° lagerte, sie weiterhin bis zum Eintopfen bei 9° hielt und die Blumen ziemlich hell stehend abgetrieben wurden. Andere Züchtungen dagegen brächten, so behandelt und so früh aufgestellt, zu lange und zu dünne Stiele, dazu auch kleinere Blumen; oft trocknen diese sogar ein, oder die ganzen Pflanzen fallen um.
Es gibt niedrig bleibende, früh blühende und hochwachsende, spät in Flor kommende, einfache und gefüllte Sorten, einfarbig und bunt blühende. Sie bringen weiße, verschieden gelb, rot oder rosa gefärbte, violette, braune, stellenweise ins Pfauenblau spielende Blüten mit weißen, gelben, schwarzen und blauschwarzen Grundflecken im Innern oder ganz ohne solche. Die Zahl der Züchtungen nimmt immer noch zu; manche Neuheiten vermehren den Farbenreichtum, andere wachsen kräftiger und blühen früher oder später. Zugleich verschwinden zahlreiche Sorten wieder aus den Beständen. In den Katalogen der Züchter und Händler findet der Kauflustige siec stets in Klassen aufgeteilt. Solche Klassen sind:
1. Die Frühen Einfachen Tulpen, worunter man kurz bleibende, im Freien als erste, einfach blühende Züchtungen versteht. [...]
2. Die Frühen Gefüllten Tulpen. [...]
3. Mendel-Tulpen. [...]
4. Triumpf-Tulpen. [...]
5. Lilienblütige Tulpen. [...]
6. Papagei-Tulpen. [...]
7. Darwin-Tulpen. [...]
8. Rembrandt-Tulpen [...]
9. Breeder-Tulpen. [...]
10. Die Späten Einfachen oder Cottage-Tulpen, wie die Engländer sie nennen, blühen am Ende der Tulpenzeit meist reinfarbig, auf hohen, strammen Stielen sitzend, mit großen, vielfach eirunden Blumen. Sie sind für den Garten und zum Schnitt gleich wertvoll. Das Sortiment enthält alle Farben außer den stumpfen der Breeder und Rembrandt-Tulpen. Besonders zu rühmen sind die gelbblühenden Sorten dieser Klasse, wie ‘Mongolica’ und ‘Mrs. John Scheeper’[beide von Tubergen gezogen], die so lebhaft gelb leuchten, wie man sich nur wünschen kann. Sie besitzen »jene heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft«, welche Goethe seiner Farbenlehre als das schönste Charakteristikum dieser Farbe anführt. Desgleichen entstanden einzelne besonders lebhaft rot blühende Cottage-Tulpen. Solche farbliche Steigerungen sind z. B. ‘Advance’ [ebenfalls von Tubergen durch Kreuzung von Tulipa Gesneriana spathulata undTulipa Greigii gezüchtet], ‘G. W. Leak’ und ‘Mayflower’, welche feurig wie Gartenmohn gefärbt sind. Neben den aufgeführten findet man in den Katalogen weiterhin Abkömmlinge und Varianten der Darwin-, der Cottage und anderer Klassen angeboten, die noch größere Blüten, neue Farben, stärkere Stiele bringen sollen als die Eltern. Solche Rassen sind die Ideal-Darwin-Tulpen, die etwas früher blühenden Grullemansi-Tulpen, die Chamäleon-Tulpen, welche im Verlauf des Flors ihre Farben ändern [etwa cremefarben auf- und rosa abblühend], die Chinesischen Laternen-Tulpen mit zarten Pastelltönen, die das Sonnenlicht durchscheinen lassen, und schließlich die Mehrblühtigen Tulpen, das heißt Sorten, die mehrere Blumen je Stil tragen. Der Wert all dieser Neuheiten muß sich allerdings erst noch erweisen.
Und schließlich findet der Blumenfreund in den Katalogen noch zahlreiche Wild- oder Botanische Tulpen angeboten, also Tulpen der Wildnis. Sie gleichen den vollblütigen, kühnen Frauen der frei umherschweifenden, fern aller modernen Zivilisation lebenden Völker oder Stämme, die in Einöden und Wüsten hausen und wandern. Sie stellen unter den Tulpen die Schönheiten dar, die von selbst aufwachsen und gedeihen, die keines Schmuckes, keiner kosmetischen Künste bedürfen — welche man erblickt und nie wieder vergißt.
Es gibt unter den Wild-Tulpen wie bei unsern Zuchtformen früh- und spätblühende Arten, groß- und kleinblumige, einfarbige und bunte. Es gibt leicht wachsende Spezies, die sich rasch und ohne Schwierigkeiten vermehren lassen und oft Hundert weniger kosten als die üblichen Gartensorten, während andere selten und teuer bleiben und langsam vorankommen. Manche füllen jahrzehntelang ihren Platz, andere gehen früher oder später ein, so daß man sie von Zeit zu Zeit nachstecken muß. Viele bringen nicht die bekannten eirunden oder bauchig-becherförmigen, vollen Blumen unserer Tulpenzucht, sondern flache, sich weit ausbreitende, ganz dem Licht geöffnete Sterne mit langen, spitzen oder kürzeren, stumpfen Zacken; andere wiederum treiben bis fast handlange, schmale Kelche. Jede einzelne der zahlreichen Wildtulpenarten hat ihre besonderen Reize, ihren eigenen Charakter. Man könnte leicht ein eigenes Buch füllen, wenn man sie genau schildern wollte. Es zeigt sich immer wieder, daß die Spezies ihrem Zwang der Jahreszeiten, den Umständen des Standortes unterliegen und doch zugleich spielen. Denn so unerbittlich die Witterung den Tulpen das Entfalten und Vergehen vorschreibt, so wenig bestimmt diese die Größe, die bunte Zeichnung der Blüten, die Art des Flors.
Wie bei den Zuchttulpen ist die Auswahl groß, so daß hier genau so wenig alle beschrieben werden können wie dort. Ich erwähne jetzt nur Arten, die ich selbst da und dort sah und beobachtete oder zum eigenen Vergnügen pflanzte, wobei ich sicher manche prächtige Spezies versäumte oder übersah. Eine der prächtigsten Wildtulpen ist die Tulipa kaufmanniana, auch Nymphaeen-Tukpe genannt. Sie stammt aus Turkestan und wird gegen 20 bis 26 cm hoch. Die Art blüht als erste im Freien, noch vor den ‘Duc-van Toll’-Sorten, mit bis 10 cm breiten, sternförmigen, sich weit öffnenden Blumen, welche den Blüten der Seerosen ähneln. Schon in der Wildnis gibt es verschieden gelb - teils blaß, teils lebhaft gelb - und rot blühende Formen, dazu kommen in der Kultur entstandene zweifarbige Blendlinge mit teils roten, teils gelben Strichen oder Zonen und Flecken sowohl an den Außenseiten als auch im Innern. Die Staubgefäße sind oft schwarz gefärbt, als seien sie aus Ebenholz gefertigt. Die Art hält lange an ihrem Platze aus, vor allem in guten Böden, darf jedoch nicht zu naß stehen, was überhaupt keinem Zwiebelgewächs bekommt. Und keine Blume glüht gegen Ende März so lebhaft getönt wie diese Tulpenart. Man setze sie in größeren Horsten, wenn möglich farbenrein, stecke sie jedoch niemals in den blanken Rasen, sondern zwischen niedrige, flachwurzelnde Stauden wie Immergrün, Katzenminze, Paronichia oder Sedum siwboldi, die man lange ungestört läßt und durch Kopfdüngung immer wieder auffrischt. Blühend wirken sie da wie eine Schar Freundinnen, die zusammenkamen, um zu schwatzen, zu tuscheln und dabei feurige Blicke um sich zu werfen. Tulipa eichleri, Tulipa Greigii und kuschkensis dagegen gehören zu den Eremiten unter den Tulpen. Sie treten nirgends in Massen auf und wachsen langsam. Alle drei werden ungefähr kniehoch und blühen kurz nach den Tulipa kaufmanniana, also in der ersten Aprilhälfte. Sie bringen schlanke, ziemlich große, typische Tulpenblüten, teils mit auswärts gerollten oder gebogenen Spitzen, und sind seltsam glühend rot bunt, außen oft etwas grau schimmernd, als würde ihre Glut dort allmählich erkalten. Man lege sie zu dreien bis fünfen in sandig-lehmige Böden an warme Plätze, am besten vor Koniferen oder andere immergrüne Gehölze, vor deren dunklem Laub ihre Glutblumen wie stille Flammen lodern. Leider gehören sie zu den Arten die mit der Zeit wegbleiben. Das muß man auch von der Tulipa fosteriana gegenwärtigen, die aus Buchara stammen und schon lange bekannt sind. Sie bringen auf bis zu 25 cm hohen, steifen Stielen ungefähr 12 bis 15 cm lange, verhältnismäßig schmale Blüten von so lebendigem, reinstem Zinnober wie keine Tulpen sonst. Es gibt überhaupt nur wenige Blumen, die gleich feurig rot leuchten; man kann ihre Farbe nur bei einzelnen Geranien-, verschiedenen Canna-Sorten und einigen Papaver orientale wiederfinden. Früher gehörten Tulipa fosteriana zu den großen Seltenheiten, und mancher Blumenfreund mußte Jahre warten, ehe er eine Zwiebel erhielt; heute jedoch haben die Anzuchten solche Ausdehnung angenommen, daß die Züchter jede Nachfrage befriedigen können. Auch die Preise sind von einigen Mark je Knolle auf wenige Groschen gesunken. Es gibt sogar bereits Sorten von Tulipa fosteriana, die teils noch größere Blumen als die Stammform bringen oder die Farbe und die Blütezeit variieren. So blüht ‘Defiance’ besonders spät, ‘princeps’ wird nur 10 bis 15 cm hoch, sitzt also fast auf dem Boden auf, und die Züchtung ‘Red Emperor’ [bei Tubergen gefallen] bringt riesige Blumen auf oft 30 cm hohen Stielen, welche aber die roten Flammen sicher tragen. Man setze sie sonnig und geschützt, in Horsten von vier bis acht; wenn es sich einrichten läßt, umstecke man ihre Bestände mit einigen Stützen, auf die man Glasscheiben auflegen kann, wenn es derb regnet, damit die Blumen nicht darunter leiden.
Schließlich sei noch der Zierlichen Damentulpe, der Tulipa clusiana, und ihrer Abarten gedacht. Sie treiben kleinere, graziöse Blüten. Bei Tulipa clusiana sind sie innen zartrosa und außen stumpf karmin mit scharf abgesetzten weißen Rändern. Tulipa stellata dagegen ist außen lebhaft rot und innen fast weiß, aber mit kräftigen schwarzen Grundflecken, und Tulipa linifolia treibt tief karminfarbene offene Becher, die über dem zierlichen, grasförmigen Laube wie bunte Ballons hin und her schwanken. Man pflanze sie ebenfalls in Massen, in den Steingarten, vor Sträucher oder überall hin, wo sonst noch ein Plätzchen frei bleibt.
Über die Pflege und allgemeine Behandlung der Tulpen bedarf es nur weniger Worte, so bekannt sind sie. Man stecke die Zwiebeln im Herbst , und zwar stets so früh wie möglich. Je besser der Boden, um so länger halten sie an ihrem Platze aus, ohne im Flor allzusehr nachzulassen. Man mische deshalb unter das gewachsene Erdreich reichlich allerbesten mit Kuhdung versetzten Kompost, vor allem in die tiefern Schichten unterhalb des Zwiebelbodens. Die Knollen selbst geraten und bewurzeln sich am besten, wenn man sie mit einer dünnen Lage Sand unterfüttert. [...]
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1955 — Schubert, Margot: Im Garten zu Hause, München.
Tulipa, Tulpe (Liliengewächs)
Höhe 20-80 cm; Pflanzzeit September/Dezember; Blütezeit April/Mai; Blütenfarben: alle außer blau.
Hier möchte man sagen: "Wer kennt die Völker, zählt die Namen" ... denn Tulipa Gesneriana, die Gartentulpe, erscheint alle Jahre in neuen Farben und Formen, die das Extrem der Höhe und Riesenblütigkeit nach
Wo Tulpen "ungezähmt" in Naturgartenpartien wachsen dürfen, können - ja sollen sie ruhig an ihrem Platz bleiben. Nur so entwickeln sie sich nämlich zu jenen schönen, starken Büschen, wie man sie vor allem bei den niedrigen Wildtulpen liebt. […]
Nebenbei: einfache, nicht zu hohe Tulpen sind im Garten langstielige Exemplare, die leicht vom Wind zerzaust und durch die Schwere ihrer Blütenköpfe vom Regen geknickt werden. Im übrigen bieten die Tulpen zahllose Möglichkeiten gartenkünstlerischer Behandlung und farblich überzeugender Eingliederung in andere Pflanzengemeinschaften. Allerdings sollten sie in diesem Falle nie einzeln, sondern immer in Trupps zu mindestens einem Dutzend eingefügt werden, was ihrer Eigenart die schönste Bildwirkung sichert. [...]
1959 — Krüss, James (Hrsg): So viele Tage wie das Jahr hat.
Die TulpeDunkel
War alles und Nacht
In der Erde tief
Die Zwiebel schlief,
Die braune
Was ist das für ein Gemunkel,
Was ist das für ein Geraune,
Dachte die Zwiebel,
Plötzlich erwacht.
Was singen die Vögel da droben
Und jauchzen und toben?
Von Neugier gepackt,
hat die Zwiebel einen langen Hals gemacht
Und um sich geblickt
Mit einem hübschen Tulpengesicht.
Da hat der Frühling Ihr entgegengelacht.
(von Joseph Guggemoos).1961 — Garms, Harry: Lebendige Welt, Braunschweig u.a..*
- Stelle fest, welche Form- und Farbsorten der Tulpe in den Ziergärten vorkommen!
- Was hat die Tulpe mit anderen Frühblühern gemeinsam?
- Die Tulpe stammt aus den Steppen Mitteleuropas und Südrußlands. Hier herrscht im Sommer überaus trockenes, im Winter sehr kaltes Wetter. Kannst du sagen, wie die Tulpe diesen Lebensbedingungen angepaßt ist?
- Schneide den Fruchtknoten quer durch! Zeichne, was du siehst! Untersuche ebenso die Staubblätter!
- Schneide eine Tulpenzwiebel (oder eine Küchenzwiebel) der Länge nach auf und zeichne, was du beobachtest (Abb. 11)
Die Blüte der Tulpe ist sehr groß und hat die Form einer Glocke. Sie besteht aus sechs Blumenblättern, sechs Staubblättern und drei Fruchtblättern. Letztere sind zu einer kleinen Säule, dem Fruchtboden, verwachsen. Jedes Staubblatt trägt auf einem Staubfaden einen großen Staubbeutel (Abb. 10a und b). Er beherbergt sehr viele winzige, gelbe Körnchen, die Pollenkörner oder den Blütenstaub.
Der große dreikantige Fruchtknoten (Abb. 10c und d) trägt auf seiner Spitze drei lappige Narben. Den Fruchtknoten zusammen mit den Narben nennt man den Stempel. Im Innern des Fruchtknotens liegen drei Fruchtfächer, in denen je zwei Reihen kleiner Körnchen, die Samenanlagen, sitzen. Bienen, Fliegen und andere Insekten besuchen die Tulpenblüte. Sie naschen von dem reichlich vorhandenen Blütenstaub. Dabei tragen die Tiere
auch viele Pollenkörner auf die Narben benachbarter Blüten. Eine Übertragung von Pollenkörnern auf die Narben bezeichnet man als Bestäubung. Ohne diese Bestäubung entstehen aus den Samenanlagen keine Samen.
1965 — Petersen, Elly: Das gelbe Gartenbuch, München.
Tulpe (Tulipa)
Es wankt das Tulpenbeet, von eigenem Glanze trunken!
In Holland, wo der leichte Sandboden und die Nähe des Meeres das altbekannte Tulpenparadies schufen, kann man vieles von den Züchtern lernen. Die wichtigsten Punkte sind: niemals eine Tulpe in Samen gehen lassen, sondern den Blütenkopf sogleich nach den Tagen der Hochblüte abbrechen. Dies kräftigt die Zwiebel. Zweitens: beim Legen der Tulpenzwiebeln die Stelle im Garten wechseln. Der Boden wird
Man soll die Zwiebeln früh im Herbst legen, damit sie bei Eintritt von Frost bereits genügend tief bewurzelt sind. der Boden muß eine Zeitlang vorher umgegraben sein mit Kompostzusatz und er muß sich gesetzt haben, man soll nicht Tulpen in frisch umgegrabenen Boden legen. Um Farbflecke zu erzeugen, nimmt man die gleiche Sorte, die gleiche Farbe und legt 5-20 Stück in Trupps. - Sollen sie herausgenommen werden und zum Herbst für neues Leben bewahrt, muß man sie in Torfmull oder Sand aufbewahren, sonst welkt die Zwiebel.
Viele Gartenfreunde haben sich die Tulpe als Lieblingsblume erwählt, wa hat sie auch für mannigfaltige Formen und Farben! Welch ein langer Weg führt von den frühblühenden kleinen Wildtulpen, die wir in den Steingarten setzen, von den niedrigen Duc van Tol-Tulpen zu den Darwin- und Mendeltulpen, zu den Papageientulpen, zu den gefüllten, deren Schönheit man erst ahnt, wenn sie sich in der Wärme wie eine Päonie öffnen. [...]
1966 — Eipeldauer, Anton: du und dein garten, Berlin-Frankfurt a. M.-Wien.
Tulipa, die Tulpe. Familie der Liliengewächse.
Auch die Tulpen können jahrelang an Ort und Stelle bleiben und blühe immer wieder. Dem Blumenfreund geht es aber mit den Tulpen genauso wie mit den Hyazinthen. Die Zwiebeln können ihm im Weg sein, wenn er das Beet umgraben und für die Sommerblumen, die den Tulpen im Blühen folgen sollen, den Boden vorbereiten will. Die Tulpenzwiebeln werden 12
Die Samenhändler bieten verschiedene Arten von Tulpen, die scich in der Blütenform unterscheiden, an: einfache und gefüllte Tulpen, früh- und spätblühende Sorten; Mendel-Tulpen; Breeder-Tulpen; Triumpf-Tulpen; Darwin-Tulpen; Lilienblütige Tulpen; Papagei-Tulpen; Rembrandt-Tulpen, Botan. Tulpen (Wildtulpen). Man soll früh- und spätblühende Tulpen wählen, um sich recht lange an der Tulpenblüte erfreuen zu können. Die Pflanzzeit ist, wie bei den Hyazinthen und Narzissen, im Frühherbst. Je früher man pflanzen kann, desto besser. Der Boden ist tiefgründig umzugraben und feinkrümelig zu machen. Dann legt man die Zwiebeln auf eine Entfernung von 15 Zentimeter aus und drückt sie 12 Zentimeter tief in die lockere Erde. Würde man die Löcher mit dem Pflanzholz vorstechen, so bestünde die Gefahr, daß unter den Zwiebeln Hohlräume bleiben, die die Wurzelbildung beeinträchtigen.
Hat man die Tulpenzwiebeln nach der Blüte im Boden gelassen, so kann es sein, daß manche im nächsten Jahr nur Blätter entwickeln, ohne zu blühen. Diese Zwiebeln, die aus irgendeinem Grunde nicht zur Entwicklung kamen, können aber ein Jahr später blühen. Die Tulpen bringen Tochterzwiebeln, die genügend gekräftigt sein müssen, um blühen zu können. Die Vermehrung der Tulpen geschieht durch diese Tochterzwiebeln. Sind sie klein, so setzt man sie auf ein Beet mit gutem Boden.
1967 — Böttner, Johannes [d.J.]: Gartenbuch für Anfänger und Fortgeschrittene, Hannover.
Tulpen
über Tulpen zu sprechen, heißt bei manchem Gartenfreund, Eulen nach Athen zu tragen. Trotzdem muß darüber gesprochen werden, denn ohne Tulpen wird der Frühling im Garten nur unvollkommen einziehen und zudem ist das Thema "Tulpe" so unendlich mannigfach zu variieren, dass auch für den Kenner immer Neues entsteht.
Eines sei zum Verständnis für die Behandlung vorausgeschickt: die Tulpe ist eine ausgesprochene Steppenblume. Wenn in ihrer kleinasiatischen Heimat die Regenzeit von sengenden Sonnenstrahlen abgelöst wird, vergeht das Laub. Tief verborgen im kühlen Schoß der Erde verharrt die Zwiebel in einer scheinbaren Ruhezeit. Sie ist nur scheinbar, denn in dieser Zeit bildet sich im Inneren die neue Blüte. In unseren Breiten geschieht das im Juli-August. Kommt der Herbst und Winter mit seiner Feuchtigkeit, so treibt die Zwiebel zunächst neue Wurzeln. Dann schiebt sich der Sproß vorsichtig bis dicht unter die Erdoberfläche und wartet, bis der Boden die - für jede Tulpenart verschiedene - richtige Temperatur erreicht hat, um raketengleich hochzuschießen und in kürzester Zeit zu blühen und zu fruchten. Diese Leistung wird ganz aus eigener Kraft, aus den in den Zwiebelschalen gespeicherten Energien geschafft. Die Mutterzwiebel verzehrt sich dabei zu einem schäbigen, schrumpeligen Rest. Gleichzeitig arbeiten jedoch Wurzeln und Blätter auf vollen Touren, um aus Licht, Luft, Wasser und Nährstoffen neue Zwiebeln entstehen zu lassen. Nicht immer wird es geschafft, in einem Jahr eine blühfähige dicke Zwiebel heranzubilden; dann werden
eben im nächsten Jahre nochmals Blätter gemacht und nochmals Energien gesammelt.
[...]
1970 — Pötschke, Harry: Gärtner Pötschkes großes Gartenbuch, Holzbüttgen.
Tulpe (Tulipa gesneriana)
Liliaceae - Liliengewächs. Im Vorderen Orient und in Persien ist die Tulpe bereits seit mehr als tausend Jahren bekannt und beliebt. Im sechzehnten Jahrhundert hielt sie ihren Einzug bei uns in Europa und darf heute in keinem Garten mehr fehlen. Durch intensive Kreuzung und Züchtung der zahlreichen Wildsorten verfügen wir jetzt über ein
ausgezeichnet zum Schnitt verwenden. Es gibt darunter sehr wohlriechende Arten.
Die gefüllten, frühen Tulpen sind auch außerordentlich frühblühend, werden etwa 30 cm hoch und eignen sich vorzüglich zur Grabbepflanzung, für Beete, Rabatten und zum Schnitt.
Die Darwin-Tulpen sind ausgesprochene Schnitt-Tulpen, die eine Höhe von 60 bis 75 cm erreichen. Sie blüehen nach den beiden erstgenannten Sorten in einem zauberhaften Farbenspiel.
Noch langstieliger sind die Breeder-Tulpen. Sie sind als ausgesprochen spätblühend anzusprechen.
Die Triumpf-Tulpen blühen zur gleichen Zeit wie die Darwin-Tulpen, werden aber nicht ganz so hoch und sind deshalb auch zur Beetpflanzung noch sehr gut zu verwenden.
Lilienblütige Tulpen sind durch ihre hübsche Blütenform beliebt, ebenso die Papageien-Tulpen, die durch ihre bizarren Blütenformen aufffallen.
Außer den genannten Klassen gibt es noch eine große Menge botanischer Tulpen, die sich vorwiegend für den Steingarten eignen, und kein Liebhaber sollte versäumen, sich von diesen Sorten einige zu besorgen. Tulpenzwiebeln sollten nur im Herbst, je nach Sorte 10 cm tief gepflanzt werden. Sie überwintern ohne Schutz, ich empfehle jedoch immer gern, auf die Pfanzstellen eine Schicht Torfmull auszubreiten. VorwitzigeTulpen, die schon im Herbst aus der Erde gucken, bekommen dann nicht so leicht die häßlichen, braunen Spitzen. Außerdem kann die Herbstsonne nicht direkt auf den Boden einwirken und die Zwiebeln zu verfrühtem Austrieb verlocken. Merke auch bei Tulpen: Niemals viele Jahre nacheinander auf das gleiche Beet bringen. Bodenmüdigkeit und Krankheiten führen dann leicht zu hohen Verlusten.Ein bis zwei Jahre kannst du die Zwiebeln an Ort und Stelle stehenlassen. Dann mußt du sie aber, wenn das Laub abgestorben ist aus der Erde nehmen, den Sommer über kühl und trocken aufheben und im Herbst erneut einpflanzen.
1982 — Spangenberg, Christa: Elly Petersens praktisches Gartenlexikon, München.
Tulpe Tulipa - Liliaceae, Liliengewächse. Winterharte Zwiebelgewächse. Vorderasien. Sonne, Halbschatten, Schatten. Für Rabatte, Beete, Steingarten, Wildtulpen in Trupps unter Sträucher, frühe Gartentulpen für Gräber, Balkon, Treiberei. Stengel einfach, wenig beblätter. Blätter linealisch bis breit linealisch-lanzettlich. Blüten glockig, meist einzeln. Schnittblumen.
Heute nimmt die allgemeine Beliebtheit der Tulpe wieder zu. In den Niederlanden versuchen größere Züchtereien ständig neue Sorten hervorzubringen. Der Export der Tulpenzwiebeln spielt dort wirtschaftlich eine wichtige Rolle. Wer sich an der Tulpenpracht in Holland erfreuen will, dem sei im Frühjahr eine Fahrt nach Haarlem oder nach Lisse zum berühmten Keukenhof empfohlen. Er wird eine Tulpenschau ohnegleichen erleben. (Es folgen über eine Seite Sorten- und Pflanzhinweise).
1996 — Grohmann, Gerbert: Lesebuch der Pflanzenkunde, Stuttgart.
Sie ist ein Frühlingsgewächs, ja, man kann sie sogar schon lange, ehe es draußen Frühling wird, im Zimmer zur Blüte bringen. Diese Eigenschaft hat die Tulpe noch mit anderen Zwiebelpflanzen gemein, wie z. B. mit der Hyazinthe. Der Grund, warum das überhaupt möglich ist, liegt darin, daß sie nicht ganz von vorn anfangen muß, wenn sie blühen will, wie es wäre, wenn sie jedesmal erst aus dem Samen keimen müßte.Das erste, was getan werden muß, ist darum eine genaue Betrachtung der Tulpenzwiebel.
Außen hat sie eine lederartige braune Schale um sich, und innen sind die weißen Zwiebelschalen oder -schuppen.
Ganz unten aber ist die Zwiebelscheibe. Sobald die Zwiebel anfängt zu treiben, wachsen dort Wurzeln heraus. Aber auch an alten Zwiebeln, die ausgegraben werden, weil sie schon verblüht sind, kann man die Wurzeln sehen. Die Zwiebelscheibe ist der Stamm der Zwiebel, der nur statt in die Länge in die Breite gewachsen ist. Am deutlichsten sieht man natürlich alles, wenn man eine Zwiebel längs durchschneidet, wie es auf dem Bilde gezeichnet ist. Oben ragt aus der Zwiebel der Blütenstängel heraus, und unten hat sich schon eine junge Zwiebel, ein Tochterzwiebel -wie man sagt- gebildet, denn jedes Jahr erneuert sich die Zwiebel aus sich selbst. Bald wird die Tochterzwiebel so groß wie die Mutterzwiebel geworden sein.
Jede Tulpenzwiebel, die alte wie die neue, besteht aus Schalen. Diese Schalen sind nichts anderes als unterirdische, fleischig gewordene Blätter, welche auch nicht ergrünen, weil sie nicht an das Licht kommen. So ist also eine Zwiebel nicht etwa eine Wurzel, sie ist nichts anderes als ein stark verwandelter Trieb mit einem kurzen Stämmchen und schalenformigen Blättern. Die Wurzeln sind erst ganz unten. Wenn die Zwiebel treibt und grüne Blätter und eine Blüte hervorbringt, wächst eben aus der unterirdischen, verwandelten Pflanze eine zweite, grüne nicht verwandelte hervor. Das ist das Geheimnis der Tulpenzwiebel.
Die Tulpe hat es wirklich sehr eilig, wenn sie sich im Frühling aus ihrer Zwiebel herausschießt. So schnell wie möglich möchte sie zur Blüte gelangen. Darum ist sie ja in ihren Teilen nur einfach gebildet, ihre Stengelblätter sind zungenförmig, und auch die Blumenblätter sind nicht viel kunstvoller. So bilden Tulpen z. B. nicht einmal grüne Kelche aus, weshalb man ihre Blütenhülle eben einfach nennt. Zunächst, in der Knospe nämlich, sieht es so aus, als ob die Tulpe einen grünen Kelch hätte; dann aber zeigt es sich, da? es nur die Blumenblätter sind, welche anfangs noch nicht buntfarbig sind. Erst wenn die Tulpe sich öffnet, sind sie farbig geworden. Es kommt einem vor, als ob die Tulpe erglühen würde.
Sehr oft kann man eine interessante Mißbildung beobachten. Es kommen nämlich zuweilen Tulpen vor, bei denen schon die obersten Stengelblätter ganz oder doch wenigstens zur Hälfte buntfarbig geworden sind. Manchmal haben sie auch bunte Ränder. Bei wieder anderen dieser Mißbildungen ist ein Blütenblatt teilweise noch grün geblieben. An solchen Wunderlichkeiten kann man eben sehen, daß die Tulpe Laubblätter und Blumenblätter noch nicht richtg unterscheiden kann. Bei der Rose kann man solche Verwechslungen nicht beobachten. Die Rose ist eben eine vollkommenere Pflanze als die Tulpe. Werfen wir aber nun die Frage auf, wie denn die Tulpe eigentlich zur Erde steht! Sie eilt zur Blüte rasch hin, um bald darauf wieder unter der Erde zu verschwinden.
Aber es besteht doch ein sehr großer Unterschied zwischen den unterirdischen Teilen der Tulpen und denjenigen z. B. der Bäume.Bäume haben unter der Erde nur ihre holzigen Wurzelstöcke, die Tulpe hat ihre blättrige Zwiebel unter der Erde. Ja, sie ist ganz und gar wässrig, und nirgends hat sie einen holzigen Teil. Sie nimmt etwas vom Erdenwasser für sich allein und schließt es durch ihre derbe Haut ab, so daß man sie sogar aus der Erde herausnehmen und für sich aufbewahren kann. Bei einer Rose würde das nicht gehen. So sagt die Tulpe: Ich will meinen Kopf für mich alleine haben!
Wenn sie aus der Erde herausgeschossen ist und geblüht hat, müßte sie zwar eigentlich eine Frucht bilden, wie die Rose die Hagebutte. Das bringt sie aber nicht fertig. Sie umhüllt ihre Samen rasch mit einer trockenen Samenkapsel und schickt das Fruchtige in ihre Zwiebel, damit diese stark und fleischig werde. So ist die Zwiebel auch gleichzeitig wie eine Frucht, eine Frucht, welche statt in der Blüte in der Erde darinnen steckt. Wenn die Tulpe dann im Frühling keimt, so zehrt sie die in ihrer Zwiebel gespeicherten Nährstoffe wieder auf, während die wirklichen Früchte für die anderen Erdenwesen, für Tiere und Menschen, und nicht für die Pflanze selbst da sind. Also kann die Zwiebel doch keine echte Frucht sein.
Wenn man eine ausgereifte Tulpenzwiebel längs durchschneidet und das Innere mit einem Vergrößerungsglas betrachtet, so kann man eine merkwürdige Entdeckung machen: Im Herzen der Zwiebel sitzt keimhaft schon die Blüte des nächsten Jahres sowie ganz klein und zusammengezogen auch die Stengelblätter. Sind auch alle Teile nur veranlagt, die Blumenblätter farblos, Staubgefäße und Stempel noch undeutlich, so sind sie doch immerhin bereits vorhanden. Der Stengel braucht sich nur zu strecken, die Teile sich vergrößern, und die Blüte kann sich entfalten; denn sie schlummert, in den fleischigen Zwiebelschuppen eingeschlossen, schon den ganzen Winter. Die Tulpe braucht also nicht erst zu warten wie die Rose, bis sie längere Blütentriebe gebildet hat, um erblühen zu können. Das ist ein großer Unterschied zwischen beiden Pflanzen.
Die Tulpe ist keine einheimische Pflanze. Sie stammt aus den Steppengebieten des Orients. Wohl gibt es bei uns eine wildwachsende, sehr schöne, schlanke und gelbblühende Tulpenart, die Waldtulpe; aber wahrscheinliich ist auch sie eine schon vor langer Zeit verwilderte, fremdländische Tulpe-
In den Jahren 1634 bis 1640 hatte sich in der holländischen Stadt Haarlem die Tulpenliebhaberei zu einem richtigen Wahn entwickelt. In Büchern wurden über 500 verschiedene Sorten verzeichnet, die auch auf Tulpenbörsen gehandelt wurden. Für die seltensten Sorten wurden schwindelhaft hohe Preise gezahlt, und nicht nur in Geld, sondern auch Roß und Wagen, Häuser, ja, große und wertvolle Schiffe wurden für eine einzige seltene Tulpenzwiebel geboten und gegeben. Der höchste Preis, der damals für eine einzige Tulpenzwiebel gezahlt worden ist, beträgt nicht weniger als 13 000 holländische Gulden. Als die Tulpenraserei so gefährlich geworden war, daß sie schon sehr viel Unglück angerichtet hatte, mußte der Handel mit Tulpen schließlich verboten und unter hohe Strafen gestellt werden.
Mag uns die Narretei wegen einer Zwiebel, die man nicht einmal essen kann, die nur eine schöne Blume hervorbringt, heute immerhin unbegreiflich vorkommen, so stellt sie doch der Pflanze, um die es sich handelt, und ihrer Schönheit ein hohes Zeugnis aus.